oder: „Er macht Besuche“, so nannte er ihn einen dressierten Papagei oder einen Fatzke.
Mit dem Tag aber, an welchem er Referendar wurde, änderte er sofort und entschieden seine bisherigen destruktiven Anschauungen. Die bislang geschmähte und verachtete gesetzte Bürgerlichkeit, die gesellschaftliche Konvention, die anerkannte Stellung in der Gesellschaft wurden ihm zum heiligen Gesetz. Er war geschwollen im Gefühl der großen Wichtigkeit und der großen Verantwortung, die auf ihm lag nach seiner Berufung zum Referendar.
Seine Münchener und Berliner Sauffreunde schickten ihm Bierkarten mit Schmähungen und Spott und stießen ihn als größte Schmach aus ihrer Runde aus, als sie von seiner Läuterung und Rückkehr in die gesetzte Bürgerlichkeit erfuhren.
Wie die Wassertropfen an den Federn der Ente abprallen, so prallten die Schmähungen dieser nichtswürdigen Gesellen an Eusebius Nöll ab. Auch wiederholte Briefe eines Wassermädels Zenzi in München und einer Telephonistin Dorchen in Berlin waren ohne Eindruck auf Eusebius. Das waren tempi passati für ihn. Gott sei Dank! Sein Ziel war jetzt die gute Partie und die gesellschaftliche Position.
So kam er eines Tages als wohlbestallter Referendar an das Amtsgericht der Provinzstadt Stumpfsinnshausen, wohlversehen mit Empfehlungen seiner theologischen Verwandtschaft an einige wichtige Honorationen von Stumpfsinnshausen.
Er wußte genau, was er zu tun hatte. Vor allen Dingen durfte er nicht säumen, sofort bei den Spitzen
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)