Wie ich mich entschloß, auf den Händen zu gehen
Ich war ein glücklicher und zufriedener Mensch, bis mir mein Onkel William Feesemupp aus Amerika zu meinem Geburtstag eine kleine längliche Schachtel schickte mit der Aufschrift: Fountain Pen.
In der Schachtel befanden sich ein etwa zehn Zentimeter langes, schwarzes Stöckchen und ein mit englischen Worten bedruckter Zettel, der eine Erklärung des rätselhaften Stöckchens zu geben schien. Dieser Zettel war für mich von keinem Nutzen. Außer „yes“ verstand ich kein Wort Englisch.
Es beunruhigte mich unsäglich, über den Sinn und Zweck des mysteriösen Geschenkes meines Onkels nicht im klaren zu sein. Gott, was war das nur? Onkel William war ein praktischer Mann, der mir nur Nützliches schenken würde.
Immer wieder nahm ich die dem Stäbchen beigefügte englische Erklärung vor; ich stierte auf den mir völlig unverständlichen Zettel. Da waren immer die entsetzlichen Worte: pull out, put in, pull out, put in, die mir wie ein höhnender Zuruf, ein Spott erschienen. Fountain Pen – Tag und Nacht quälte mich dieses Wort, es nahm mir alle Tatkraft. Ich hörte auf, mich zu rasieren und die Wäsche zu wechseln. Zusammengekauert saß ich in der Ecke und grübelte.
Meine Magd Protuberanze Zahnlück beobachtete mit Schrecken die seltsame Veränderung, die mit mir vorging. Mit den köstlichsten Leckerbissen versuchte sie vergebens, mich aus meiner Grübelecke zu locken, selbst Schinken
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)