„das Denkmal ist für Schweppermann, den braven Schweppermann!“
Und alle schlurften herbei. Aber wie immer schüttelten sie nach längerer Betrachtung des betreffenden Entwurfes die Häupter, stierten umher auf die Anhäufung von Gips, und je mehr sie stierten, um so verwirrter wurden sie.
Nur der uralte Mann mit der Schweppermanndiagnose war auf den Denkmalsentwurf geklettert und brummte fortgesetzt vor sich hin: „Dem braven Schweppermann zwei!“
Sonst war eine tiefe, unheimliche Stille im Saal. Der Krampf des Stumpfsinns hatte die uralten Männer erfaßt.
„Oah, oah,“ fiel plötzlich, wie ein Tropfen Schleim, ein tiefes, entsetzliches Stöhnen in den Saal.
„Oah, oah,“ antwortete ein anderer.
Und von allen Seiten erhob sich dieses Japsen und Ächzen: „Oah, oah, oah!“
Und der uralte Mann, der zu Häupten des Tisches gesessen hatte und mit schlaffen Gesichtszügen, apathisch vor einer Gipsburg stand, reckte sich urplötzlich auf, ein Leuchten kam in seinen Blick, und er schrie gleich einer Fanfare in den Saal: „Richtig, meine Herren, richtig, Noah war es, dem wir ein Denkmal bauen wollten. Schauet alle her. Wer anders ist dieser nackte Jüngling, der vor dem Gewässer hier steht? Noah, vom Künstler in der Glorie der Jugend dargestellt (nach einem Bild kurz nach der Versetzung in Obersekunda). Dort jener Künstler zeigt ihn als bärtigen Alten. Andere Bildner schufen nur die Arche. Wieder andere nur Tempel zu seinem Preis!“
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)