Graf Eberhard schleuderte dem Gefesselten einen verachtungsvollen Blick zu und sagte lediglich: „Pfui, bah! Hinaus Gezücht, Gezüüüücht!“
Die Gräfin Hildegard war eigentlich in Ohnmacht gefallen, aber, da niemand sich um sie kümmerte, wieder wach geworden. Sie litt unter der Sorge um das schöne Roastbeef.
Der Graf Eberhard alarmierte das ganze Schloß zur Suche nach Lilli. Er voran mit seinen guten Schweißhunden. Zu einem Tümpel führte die Spur der Gesuchten, in welchem sie die Kaulquappen zu fangen pflegte.
O schreckliches Bild! Zwei Menschen in dem Tümpel von zum mindestens einem Meter Tiefe, Theobald und Lilli. Sie war beim Quappenfang in den Tümpel gerutscht. Er, der junge Maler, nicht faul, sofort ihr nach. Er hielt sie fest in seinen Armen, konnte aber nicht loskommen, da er sich in Schlinggewächsen verwickelt hatte. Seine Kräfte drohten zu erlahmen. Lilli benutzte die Gelegenheit, ihn abzuküssen.
Man reichte ihnen Stangen und warf ihnen Seile zu, und es gelang, die beiden aufs Trockene zu ziehen.
„Mein Sohn, mein lieber Schwiegersohn,“ sagte der alte Graf mit von Tränen fast erstickter Stimme und umarmte Theobald. Alle Härte war von ihm gewichen. Eine schöne Elternmilde war über ihn gekommen.
„Mein Sohn, mein lieber Schwiegersohn. Mir rettetest Du das Leben, meine Tochter bewahrtest du vor dem gräßlichen Tod in dem Tümpel. Werdet Mann und Frau!“ Er führte die beiden völlig mit Schlamm bedeckten
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/071&oldid=- (Version vom 1.8.2018)