verfiel er in eine tiefe Traurigkeit, und ein Moralischer lag auf ihm wie eine Lawine.
Professor Sektpropp war stolz auf seinen Erfolg. Seine Entwöhnungstherapie bestand darin, daß er dem Wein und Kognak ein Geheimmittel in gesteigerten Dosen beimischte, welches dem Getränk einen widerlichen Nachgeschmack gab und die Patienten abschreckte. Dazu eine reizlose Kost, wie der Wissenschaftler sagt.
Um einen Rückfall zu vermeiden, hielt Professor Sektpropp eine strenge Internierung Onkel Bogumils auf weitere drei Monate unbedingt für nötig.
Onkel Bogumil hatte das Pech, daß er zu einer Zeit in die Trinkerheilanstalt kam, wo allgemein nur diese quälende Art der Alkoholentziehung, wie er sie an seinem Leibe erfuhr, angewandt wurde. Heute geschieht die Entwöhnung auf schonendere Weise, was manchen trinkfesten Leser beruhigen und nicht abhalten wird, einen über den Durst zu trinken.
Eines Tages fragte Onkel Bogumil harmlos den Professor Sektpropp, ob er Sauerbrunnen trinken dürfe. „Aber natürlich, das ist mir sehr recht! Das beweist Ihre radikale Heilung von dem Teufel Alkohol!“
Onkel Bogumil schrieb an einen guten Freund, der auch ein fanatischer Verehrer alten Rheinweins war, ihm umgehend hundert Flaschen Sauerbrunnen mit Inhalt 1868 in das Sanatorium zu schicken.
Dieser Freund verstand den Wink. Und prompt kam das bestellte Mineralwasser an.
Es traf sich gerade, daß der Professor, der mit äußerster Strenge den Betrieb überwachte, auf einige Wochen verreiste
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)