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Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/89

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Freitag, 12. August.

In Paris halbe Revolution. Ministerium Ollivier ab – Herzog v. Palikao und Konsorten; auf alle Fälle wird dieses Ministerium nicht den Frieden schließen[1]. Unentwegtes Vorrücken der 3 Armeen auf Metz und Nancy. Kavallerie voran, sonst nichts Neues. Straßburg zerniert und das erstemal zur Übergabe aufgefordert.


Sonntag, 14. August.

Die drei deutschen Armeen sind nun an der Mosellinie bereits angelangt, aber keine Franzosen mehr; diese scheinen sich immer rückwärtser zu konzentrieren, um Zeit zu gewinnen, zur Effektuierung der Volksbewaffnung. Die Votierung einer Milliarde und Zwangskurs der Banknoten sind die Mittel des neuen Ministeriums. Wo Louis, erfährt man gar nicht. Lulu sollte schon in London angekommen sein, was jedoch widerrufen wird. Jetzt kommen die Detailberichte über die Schlacht bei Wörth und das Gefecht bei Saarbrücken. Die erstere, welche zuletzt durch die Bayern und Württemberger entschieden worden ist, hat lange geschwankt und ist außerordentlich mörderisch gewesen – Königgrätz ein Kinderspiel dagegen[2]. Beide Korps, das Mac Mahonsche und das Frossardsche haben sich in voller Auflösung zurückgezogen[3]. Doch scheint man ihnen nicht hart genug auf den Fersen geblieben zu sein. Es fragt sich, ob schon diese Woche eine Entscheidung bringen wird. In Paris scheint die Revolution zu gären.


Donnerstag, 18. August.

Gestern wieder 12stündige Schlacht bei Metz, auf welches die zurückziehende Armee zurückgeworfen zu sein scheint. Alle Korps der Franzosen


  1. General Palikao wurde an Stelle von Leboeuf Kriegsminister. Er erhielt von der Regentin zugleich den Vorsitz im Ministerium.
  2. Mit der ersten bayrischen auf dem rechten und der württembergischen Division auf dem linken Flügel waren die letzten deutschen Reserven eingesetzt worden. Die Erstürmung von Fröschweiler durch Bayern, Preußen und Württemberger (2. bayrisches, 5. und 11. preußisches Korps und württembergische Division) war der siegreiche Abschluß der Schlacht.
  3. Das Frossardsche Korps war bei Spichern geschlagen worden. Es gehörte zur Metzer Armee des Marschalls Bazaine. Marschall Mac Mahon hatte in der Schlacht bei Wörth den Oberbefehl über das eigene 1., das 5. und 7. Korps.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/89&oldid=- (Version vom 31.5.2024)