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Seite:Heft29VereinGeschichteDresden1921.djvu/31

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finden wäre. Die Fragen, ob, inwieweit und von welchen Stellen aus bei solchen und ähnlichen Gewährenlassen ein Bestreben mitsprach, in konfessioneller Hinsicht vermittelnd und versöhnend zu wirken, sind hier selbstverständlich nicht zu erörtern. Immerhin aber finde in diesem Zusammenhang Erwähnung, daß, als im Jahre 1864 das erste Hoforganistenamt frei wurde, auf ausdrückliche Anordnung König Johanns, der den Bescheid gab, dieses gebühre dem dazu Berufensten, der bis dahin an der Waisenhaus- und Kreuzkirche beamtete Gustav Merkel damit betraut wurde.

Im Jahre 1843 trat Rich. Wagner als Amtskollege Reißiger zur Seite, was im Hinblick auf den Kirchendienst insofern Bedenken bei dem nicht zu übergehenden geistlichen Würdenträger, dem Bischof Laurentius Mauermann (gest. 1845), dem Bruder seines Vorgängers Bernard Mauermann, erregt hatte, als nun beide Hofkapellmeister Protestanten waren. Ein Bedenken, das durch in Aussichtstellung der Berufung eines Katholiken für den Musikdirektorposten behoben wurde, die alsbald in der Gestalt des späteren Revolutionsgefährten Wagners August Röckel erfolgte. Im Lebensgange Wagners, für dessen Temperament und hochfliegenden Künstlergeist es natürlich kein Paktieren mit einer beamtenmäßigen Auffassung einer Stellung gab, konnte der ganzen Lage der Verhältnisse nach sein Dresdner Wirken, so epochebildend es für die Geschichte des musikalischen Dramas wurde, nur ein episodisches bleiben, und vor allem seine kirchendienstliche Tätigkeit[1] konnte keine anderen Spuren hinterlassen, als die, die man in der Aufnahme jenes Amen in seinem Parsifal und in der Konzeption des Liebesmahls der Apostel vor sich hat. Dazu kam aber noch, daß die unbegrenzte Wertschätzung Palestrinas als des Meisters, der das innerste Wesen des katholischen Kultus in seiner Musik erfaßte und mit dem ihm auch darum die Religion aus der Kirche verschwunden schien[2], ihn in der Einführung der


  1. Eine gewisse Gleichgültigkeit ihr gegenüber belegt vielleicht das bei den Akten sich findende, unterm 3. Juni (1848) an ihn gerichtete Schreiben des damaligen Intendanten von Lüttichau: „Seine Majestät der König hat mir vorigen Sonntag durch den Herrn Obersthofmeister von Minckwitz sagen lassen, daß die Messe am Sonntag nicht gut gegangen und dies dem Dirigenten zur Nachachtung insinuiert werden möchte; da Röckel diese Woche hat, glaubte ich, daß dieser die Messe aufgeführt, die von Naumann war, machte ihm darüber vorigen Mittwoch die nötige Vorstellung; er versicherte, er habe Sonntag Vormittag Probe von Eisel und Beisel (Baron Beisele und sein Hofmeister Dr. Eisele, Posse „nach Feldmann, Musik von Ignaz Lachner und andern Komponisten“) auf dem Linckeschen Bad gehabt und Sie hätten die Messe dirigiert. Ich sehe mich dabei genötigt, Sie davon, daß Seine Majestät sich dagegen ausgesprochen, in Kenntnis zu setzen und schreibe deshalb zur Nachachtung diese Zeilen, da ich nicht weiß, ob Sie heute auf die Expedition kommen und ich es nicht länger verschieben kann.“
  2. In einer „pietätvoll sorgfältigen Bearbeitung“ brachte Wagner Palestrinas Stabat mater am 8. März 1848 in einem Abonnement-Konzert der Kapelle im damals neuen, von Semper erbauten Theater zur Aufführung. Glasenapp. II. Band. S. 213.