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Seite:Heft28VereinGeschichteDresden1920.djvu/50

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und Hopfen gediehen, weite Wiesen die Viehzucht begünstigten, große Waldungen Bau- und Brennholz, Flüsse und Teiche Fische in Fülle lieferten; auch eine rege industrielle Tätigkeit hatte sich in diesen Gebieten entwickelt.[1] Da Meißen im Vergleiche dazu ein armes Land war, fand ein lebhafter Einfuhrverkehr von Böhmen aus statt, das umgekehrt Salz, Seefische und wohl auch Metalle vielfach aus und durch Meißen bezog. Aber auch geistige Güter tauschte man aus, namentlich seit in Prag die erste Universität in deutschen Landen entstanden war. In politischer Beziehung wechselten freundliche und feindliche Zeiten; vor allem waren die Grenzgebiete oft Gegenstand des Streites. Schon seit 1298 war Pirna mit seiner Umgebung im Besitz der böhmischen Krone. Eine weitere Umklammerung der meißnischen Gebiete gelang dem geschicktesten Diplomaten des 14. Jahrhunderts, dem Kaiser Karl IV.; er erwarb die Niederlausitz (1367), die wichtigen Elbplätze Strehla und Mühlberg, die Grenzfeste Eilenburg (1372); auch im Innern des Landes wußte er durch allerhand Begünstigungen so manchen der dort ansässigen Dynasten zum Verkauf oder zur Lehensauftragung seiner Besitzungen an die Krone Böhmen zu veranlassen.[2] Nur vorübergehend litt darunter sein freundschaftliches Verhältnis zu den Wettinern, wurde aber durch den Pirnaischen Vertrag vom 25. Nov. 1372 bald wieder hergestellt, ohne daß der König auf irgend eine seiner Erwerbungen verzichtet hätte.[3]

Nach dem Tode Karls IV. (1378) änderten sich die böhmisch-meißnischen Beziehungen. Karls schwacher Nachfolger König Wenzel setzte weder das freundliche Verhältnis zu den drei Linien, in die das Haus Wettin seit der Chemnitzer Teilung von 1382[4] zerfiel, noch auch die Erweiterungspolitik seines Vaters fort. Im Gegenteil gelang es dem bedeutendsten der damaligen Wettiner, dem Markgrafen Wilhelm I., die Ergebnisse dieser Erweiterungspolitik größtenteils rückgängig zu machen und namentlich die Grenzen des ihm durch jene Teilung zugefallenen Landes Meißen besser zu gestalten, als er sie übernommen hatte. Trotz des Widerstandes, den König Wenzel leistete, erwarb er 1397 durch Kauf die Herrschaft Eilenburg[5], bald darauf, zuerst pfandweise, dann dauernd die Stadt Mühlberg mit Strehla und der Herrschaft Würdenhain,[6] 1398 das als Grenzfeste gegen Nordböhmen wichtige Schloß Riesenburg nebst der bedeutenden dazu gehörigen Herrschaft, der Stadt Dux und dem Kloster Ossegg[7] und endlich mit Waffengewalt im Jahre 1402 Schloß und Herrschaft Dohna, die Burg Schreckenstein bei Aussig, das Schloß Weesenstein, 1405 Schloß und Stadt Pirna mit dem Städtlein Gottleuba, 1406 die starke Feste Königstein.[8] Er nötigte ferner 1402 Heinrich IX., Herrn zu Plauen, ihm das Oeffnungsrecht an seinen Schlössern Königswart und Würschengrün bei Eger, Konrad von Reytenbach und Benesch von der Duba dasselbe Recht an ihren Schlössern Graslitz bei Eger und Kostenblatt bei Teplitz zu übertragen,[9] und dies werden wohl nicht die einzigen derartigen


  1. H. Beschorner, Die Erwerbung Riesenburgs durch Markgraf Wilhelm I. von Meißen, in der Festschrift zum 75jährigen Jubiläum des Königl. Sächs. Altertumsvereins (Beiheft zum Neuen Archiv für Sächsische Geschichte XXI, 1900) S. 96 ff.
  2. Hermann Ahrens, Die Wettiner und Kaiser Karl IV. (Leipziger Studien auf dem Gebiet der Geschichte I, Heft 2) S. 29 ff.
  3. Ebenda S. 49 f.
  4. Codex diplomaticus Saxoniae regiae, I B, 1, 34 ff. Nr. 51.
  5. Ermisch, Die Erwerbung von Eilenburg durch Markgraf Wilhelm I., im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte XIX (1898), 193 ff.
  6. Cod. dipl. Sax. I B, 2, 74 Nr. 125 (1397 Sept. 11): 148 Nr. 232 (1399 März 21).
  7. Beschorner a. a. O. S. 83 ff.
  8. Ermisch, Die Dohnasche Fehde, im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte XXII (1901), 266 f., 280 f., 284 f.
  9. Cod. dipl. Sax. I B, 2, 274 Nr. 408 (1402 Febr. 22), 399 Nr. 588 (1404 Sept. 22), 419 Nr. 607 (1404 Dez. 15). Vergl. Carl Wenck, Die Wettiner im XIV. Jahrhundert, insbesondere Markgraf Wilhelm und König Wenzel (Leipzig 1877) S. 87 f.