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Seite:Heft26VereinGeschichteDresden1918.pdf/31

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mich der durch vorhergehenden Schmutz und durch darauffolgenden Schmutz erbärmlich gemachte Weg versetzt hat (schönes Deutsch!) hier angelangt und säume nicht, nachdem ich Sie alle herzlich begrüße, Ihnen folgende erhebliche Data aus meiner Lebensschaukel mitzuteilen. Was Ihnen auch vielleicht für Nachrichten über die erste Aufführung zu Ihren lieben Ohren gekommen sein mögen, so viel habe ich gewiß erfahren, daß die erste Aufführung, ob sie gleich schlecht war, doch gefallen hat und die Oper beifällig aufgenommen wurde. Vorgestern, am Mittwoch, ist sie weit besser gegangen, und sind die meisten Stücke applaudiert worden. C. M. v. Weber hat mir sehr viel Elogen gemacht, von dem ersten Akt hat ihm auch das Buch gefallen, der zweite, meinte er, schleppte sich, da sich’s ganz allein um die Dido drehe. Er sagte mir, sowie mehreren meiner Freunde, daß die Sandrini ihr Möglichstes geleistet und schön gespielt habe, Tibaldi aber gar keine Stimme mehr habe, hingegen Zezi, der Basso (nicht Sassaroli) sehr gut gesungen habe. Auch dem König hat sie gefallen. Vorzüglich die zweite Aufführung, und wenn der Herzog von Koburg nicht hier wäre, der immer etwas anderes zu sehen wünscht, so hätte ich die Dido schon nächsten Mittwoch wieder gehört. Indes hat mir Weber (der sich Ihrem ganzen, lieben, guten Hause bestens empfiehlt) versprochen, daß ich sie bald zu hören bekommen soll. – Auch das Publikum ist mit der Musik sehr zufrieden gewesen und hat nur andere Sänger gewünscht. Zezi soll die Baßarie sehr schön gesungen haben. Ich ging wirklich mit großer Bangigkeit hierher, allein ich hätte es nicht nötig gehabt, denn so leicht wird hier nicht ausgepocht. Heute will ich nun den Sängern und Sängerinnen einen Besuch machen. Fürstenau ist sehr artig gegen mich und läuft überall mit mir herum. Nehmen Sie mit diesen wenigen Zeilen vorlieb und denken Sie meiner in Berlin. Teilen Sie diese beruhigenden Nachrichten allen mit, die teil an mir nehmen. Es kommt mir sehr närrisch an, so allein hier zu leben. . . .  Gott erhalte Sie gesund und schenken Sie ferner Ihre Liebe Ihrem dankbaren C. G. Reissiger. Dresden, 6. Februar 24.“

Ein anderer, zwölf Tage späterer Brief berichtet humoristisch von Dresdener Eindrücken; doch scheint die Oper noch nicht wieder gegeben worden zu sein (teilweise veröffentlicht)[1]:

„Drähsen, am 18. Febr. 24. Verehrtester Herr Stobwasser! Ich glaubte nicht, daß mein langweiliger Aufenthalt solange dauern würde, sonst hätte ich Ihnen schon früher geschrieben. Immer hoffte ich noch zu Ihrer lieben Frau Gemahlin Geburtstag mit einer schmelzenden Musik aufwarten zu können, aber es ist unmöglich, und ich bitte Sie herzlich, mich deshalb bei Ihrer wertesten Frau Gemahlin zu exkusieren, zugleich aber, da ich nolente marito füglich nicht selbst an dieselbe schreiben kann, auch meine herzlichen Glück- und Segenswünsche, insonders eine recht häufige unter bestem Wohlsein wiederkehrende Repetition dieses benannten Festtages, derselben als meinen eigenen Wunsch herzudeklamieren. Was nun mein Treiben dahier anbelangt, so ist mir dasselbe höchst zuwider, ob ich gleich überall die beste Aufnahme finde und ich unverschämt gelobt werde, allein ich bin nicht heimisch, fühle mich fremd und kann nicht arbeiten, wozu


  1. In einem Aufsatze der Zeitschrift „Dur und Moll“ 1898, Heft 6 von Dr. Ad. Kohut.