Kurt Kreiser: Carl Gottlieb Reissiger. Sein Leben nebst einigen Beiträgen zur Geschichte des Konzertwesens in Dresden | |
|
vom Hofschauspieler Sonntag) und Vortrag Reissigerscher Männerchöre. Auch das Leipziger Konservatorium veranstaltete eine Gedächtnisfeier. Das dankbare Dresden ehrte Reissiger im Jahre 1875 durch Benennung einer Straße nach ihm. Sein Name ist auch im Wandelraum des ersten Ranges der Hofoper über einem der Bogenfenster zu lesen. Die benachbarten Fensterüberschriften sind Marschner und Verdi. Sein Bildnis hängt im Dresdner Stadtmuseum, wie auch in anderen Museen (Eisenach). Von den verschiedenen Bildern (Lithographie von Krisch, Wien; von Mayer, Druck von Hanfstengel, Stich von Dittmarsch, Stuttgart) ist die Photographie von Const. Schwendler-Dresden die beste. Sie liegt dem Nachdruck am Eingang dieser Arbeit zugrunde.
An Ehren und Auszeichnungen hat es Reissiger im Leben nicht gefehlt. Beim 300 jährigen Jubelfeste des Kgl. Orchesters (1848) wurde Reissiger als erstem sächsischen Musiker die Auszeichnung der Verleihung des Ritterkreuzes vom Zivilverdienstorden zuteil und 1856 erhielt er vom Herzog Ernst von Koburg das Ritterkreuz des ernestinischen Hausordens. Infolge seiner Autorität wurde er bei zahllosen Preisausschreiben zum Richter ernannt. Als Ehrendirigent fungierte er bei Musikfesten und Festvorstellungen seiner Opern. Die A. M. Z. ehrte ihn 1840 durch Veröffentlichung eines Faksimiles (neben Meyerbeer, Spohr, Mendelssohn). Verschiedene Fürstlichkeiten verehrten ihm goldene Dosen zur Erinnerung. In einem Faschingsspiel 1840 trat neben den Masken eines Haydn, Beethoven, Mozart, Weber, Mendelssohn u. a. auch die Maske Reissigers mit auf[1], woraus man auf seine allgemeine Bekanntheit und Schätzung schließen kann. Die berühmte Philharmonische Gesellschaft in London, die auch Wagner und Spohr eingeladen hatte, und für die Beethoven einst seine „Neunte“ geschrieben hatte, lud auch Reissiger 1859 zur Direktion von Konzerten ein. Im „Deutschen Stammbuch“, einem autographischen Album (Leipzig 1857), ist auch Reissiger vertreten mit einem „Canon nell ottava“, zu dem er das folgende Verschen schrieb: „Kannst mit Ausdruck du es zieren, wird’s die starre Form verlieren.“ Wagner hatte in demselben Album das Lied der Walküre niedergeschrieben. Von internationalem Rufe zeugen aber die Ehrenmitgliedschaften aus aller Herren Länder, deren große Liste hier nach Jahren geordnet folgt:
1832 | DreyBigsche Singakademie, Dresden. |
1835 | Niederländische Gesellschaft zur Förderung der Tonkunst. |
1837 | Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaats. |
1838 | Musikverein Euterpe, Leipzig. Musikverein in Mannheim. Pester und Ofener Musikverein. |
1839 | Deutscher Nationalverein für Musik und i. Wissenschaft. |
1841 | Kgl. Svenska Musikaliska Akademien Stockholm. Kgl. Preuß. Akademie der Künste (wirkliches Mitglied). |
1842 | Norddeutscher Musikverein und Preisinstitut (Spohr, Krebs). |
1843 | Concordia-Gesellschaft in Aachen. Congregazione E Academia Dei Maestri E Professori Di Musica Di Roma. Dom-Musikverein, zugleich Gründer des Mozarteums, Salzburg. |
- ↑ Jahrbuch des Nationalvereins für Musik 1840, S. 80.
Kurt Kreiser: Carl Gottlieb Reissiger. Sein Leben nebst einigen Beiträgen zur Geschichte des Konzertwesens in Dresden. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1918, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft26VereinGeschichteDresden1918.pdf/101&oldid=- (Version vom 18.6.2024)