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Seite:Heft22VereinGeschichteDresden1912.pdf/48

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Höchst eigentümlich ist es auch, daß die östlich vom Gebiete des Zehnten des Dekans gelegenen Dörfer die Dezemgarben, die für Meißen bestimmt waren, rückwärts über Berg und Tal „in die Lockwitz“ schafften. Im Erbregister von Rosentitz vom Jahre 1616[1] heißt es bei den Zehntabgaben: „und dieses alles wird nach der Lockwitz gebracht und also dann ferner nach Meißen geschaffet“. Hier scheidet sich offensichtlich das Gebiet des Dezems des Dekans von dem östlichen Gebiet nicht nur nach dem Empfänger der Abgabe, sondern auch nach den Gewohnheiten, die bei der Einbringung der Abgabe beobachtet wurden. Würde Rosentitz nicht schon älterer Zugehörigkeit wegen mit seinem Dezem nach Lockwitz gehört haben, so würde schwerlich bei der Lostrennung der einzelnen Dörfer mit ihrem Zehent, die im Jahre 1288[2] stattfand, diese entlegene Verbindung hergestellt, vielmehr das Getreide der Dörfer Rosentitz, Eutschütz und anderer nach einem günstigeren Ort, eher z. B. nach Leubnitz, gesammelt worden sein.

Die Vermutung, daß die Gewohnheit der Einholung des Getreides in eine ältere Zeit, wo die Burgwarde noch bestanden, zurückweist, drängt sich unabweisbar auf. Wirtschaftliche Gründe nötigten das Kapitel, im Jahre 1288 Zehentleistungen zu veräußern; es ist bezeichnend, daß dabei nirgend des Dekans Erwähnung geschieht, obwohl die Orte zum Teil unmittelbar dem Gebiet anlagen, in welchem dem Dekan die Zehnterhebung zustand.

Beginnen wir an der nördlichen Grenze des Gebiets. Hier ist uns aus dem Jahre 1068 eine Angabe erhalten, welche eine Begrenzung des Burgwards Buistrizi ermöglicht. Es heißt von Löbtau: (Liubituwa) in pago Nisani in burchwardo Buistrizi[3]. Nach der Karte muß Löbtau die Grenze des Burgwards gebildet haben, nördlich findet sich der Burgward Briesnitz, dessen Mittelpunkt nur ein geringer Raum von Löbtau trennt. Unter dem bischöflichen Gericht zu Briesnitz stand auch der frühere Ort Ostra[4]. Die Weiterführung der Burgwardsgrenze von Löbtau an den Fluren Naußlitz und Roßthal ergibt ein klares Bild; daß Naußlitz von Löbtau aus gegründet und abgezweigt worden ist,


  1. Archiv des Amtsgerichts Dresden.
  2. Cod. II, 4, 18 (1288).
  3. Cod. I, 1, 136.
  4. Domarchiv Meißen A, 1a (Liber Theodorici), Bl. 57.