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Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/21

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Nördlich von Kaditz erstreckt sich eine sumpfige Mulde, aus der ein Wasserfaden zur Elbe rinnt. Früher waren dort morastige Tümpel, in denen noch 1723 ein Bauersmann zur Nacht umkam; in dem der Elbe zunächst gelegenen Teil befanden sich Teiche, stillstehende Wasser, von denen die Niederung vielleicht den Namen der Merkowitz (měrkowa woda, das stille Wasser — měrkowica, Ort des stillen Wassers) empfing; lacus, „der See", heißt die Mulde im Mittelalter[1], „an der Radebeulischen Sehe" findet sich 1609 ein Stück Land genannt, noch heute führt die Gegend den Namen der Seewiesen. Der Wasserfaden, der diese Mulde durchfloß, und das Gewässer der Burg haben, soweit die Geschichte zurückreicht, die Gemarkung von Kaditz bestimmt. In der flachen Talebene waren sie vortreffliche Malzeichen, und so heftete sich die einfache Sonderung der ältesten Zeit, die nichts von rechtwinkligen Fluren und vermessenen Ackerschlägen wußte, an diese natürlichen Grenzmale.

Vor aller Geschichte hat sich hier eine Entwicklung vollzogen, der wir nur unvollkommen nachforschen können. Wir können nur verzeichnen, was uns der Boden überliefert, und das sind in der Regel Grab- und Wohnstättenfunde. Eines aber scheint sich aus der Entwicklung der Flur zu ergeben, daß schon zur sorbischen Zeit mit einer gewissen Scheu die Orte, welche durch Hügel oder durch die Überlieferung als vorgeschichtliche Stätten gekennzeichnet waren, inmitten des urbaren Landes ausgespart und nur als Weide benutzt wurden. Das scheint der Fall gewesen zu sein in Kaditz, wo sich die ehemalige Siedlung auf sogenanntem „Neuland", d. h. auf spät in Anbau genommenem Land vorgefunden hat, in dem benachbarten Übigau, wo ein vorsorbisches Gräberfeld 1880 auf der alten Weinbergsflur der „Huthen" (Hutungen) entdeckt wurde[2], wie in Serkowitz, der zunächst von Kaditz nach Westen zu gelegenen Siedlung. Die Fluranlage des Dorfes Serkowitz rührt in ihrer Zerrissenheit vielleicht daher, daß auch dort ein vorsorbisches Gräberfeld lag[3]. Die besondere Stellung, welche der Kuppitz, Guppitz oder Goppitz (von kopica, der Hügel), eine flache Erhebung an der Elbe, in der Kaditzer Flur einnimmt, erklärt sich vielleicht aus derselben Ursache, da hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts vorgeschichtliche Funde gemacht worden sind.


  1. Cod. II, 5, S. 15 (1303).
  2. Abhandlungen der „Isis", Dresden, 1884.
  3. Sitzungsberichte der „Isis", 1880, S. 40/41.