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Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/127

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Einquartierung, die nur einen Tag währte, abgezogen war, strömten Tier und Mensch wieder in die Dörfer zurück.

In eigentümlicher Weise ist die Kirchfahrt Kaditz zu einer Zeit, als der Kirchort mehr seitab von der großen Straße gedrängt wurde, in die Entwicklung des Verkehrs der Neuzeit verflochten worden. Nicht nur wurde die erste größere Eisenbahnlinie Deutschlands durch die Kirchfahrt gelegt und führte eine Zeitlang Mengen von Besuchern aus den Orten der Runde bis weit aus dem Hinterlande nach dem ersten Haltepunkt „Weintraube“, auch die erste sächsische Lokomotive „Rakete“ wurde 1838 bis 1839 nahe Kaditz in der Maschinenfabrik zu Übigau gebaut. Die Maschinenfabrik war 1835 errichtet worden und ging nach kurzer Blüte wieder ein. Spät, am 25. März 1869, ward eine Landungsstelle der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft zu Kaditz errichtet, nachdem wahrscheinlich schon vorher unter Benutzung des Fährkahns Personen in Kaditz aufgenommen und abgesetzt worden waren. Seit 1872 landeten die Dampfer auch in Serkowitz, seit 1874 in Übigau.

Die größten Veränderungen vollzogen sich auf dem Gebiet des Schulwesens. 1822 bereits waren auch die älteren Kinder zu Trachau völlig in die Schule zu Pieschen, das vorher schon einen eignen Schulbezirk gebildet hatte, gewiesen worden. Für Oberlößnitz war zuerst eine gemeinschaftliche Schule mit Radebeul geplant, da aber das Schulhaus jenseit der Eisenbahn zu stehen kommen sollte, weigerte sich die Gemeinde Radebeul, hierzu ihre Einwilligung zu geben. „Es könnten“, behauptete die Gemeinde, „beim Übergang über die Bahn durch die unglaubliche Schnelligkeit der Dampfwagen zu viel Kinder verunglücken[1].“ Die Schule zu Kaditz war bis zu dieser Zeit von Johann Gottfried Ziller (1792–1831), Johann Gottlob Schulze (1831–1845), Heinrich Eduard Wolffram (1845–1871) und Eduard Seifert (1871 bis 1889) geleitet worden, neben ihnen amtierten bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hilfslehrer. In der neuesten Zeit stand an der Spitze der Schule Heinrich Theodor Thümmler, zunächst von 1889 ab noch als Kantor und Kirchschullehrer, seit 1899 als Direktor. Im Jahre 1902 wirkten mit ihm sechs ständige Lehrer (Schirmer, Hübner, Rohrlapper, Boden, Neumann und Hofmann), zwei Lehrersgattinnen als Handarbeitslehrerinnen und zwei Hilfslehrer (Meyrich und Schramm).


  1. Weise, Die Volksschule zu Radebeul, S. 18.