E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt | |
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Hauptquartier in Altranstädt aus. Obgleich nun schon Gerüchte ins Publikum gedrungen waren, überraschte doch die Bekanntgabe allgemein. Imhoff schreibt darüber an Friesen am 14. November[1]: „Nachdem diesen Morgen in dem Gedanken gestanden, es wäre das Friedensnegotium annoch verschwiegen gehalten worden, so habe doch kurz darauf von dem Schwedischen Geh. Sekretario vernommen, daß er dem Herrn Grafen von Zinzendorf auf Ordre des Königs davon Nachricht ertheilen müssen und weil die bienseance erfordert, daß man unsererseits gegen Ihro Kaiserl. Maj. desgleichen thun möchte, so habe mich darauf bei demselben (nämlich dem Kaiserl. Gesandten Grafen Wratislaw) ansagen lassen. Es ist aber derselbe gleich darauf zu mir gekommen, da ich ihm dann von dem Schluß, ohne die conditiones zu nennen, gleichfalls Eröffnung gethan. Es hat diese unvermutete Zeitung diesen Minister, so auch als den Englischen und Holländischen sehr surprennirt und ob zwar den Herrn Grafen (Wratislaw) gebeten, es noch nicht allzusehr publik zu machen, so ist es doch allbereits durchgehends in der ganzen Stadt. Dahero ich zu Ew. Excellenz Gefallen vorstelle, wie Sie oben zu Dresden es halten wollen. – Die gewöhnlichen Dankfeste können meines Ermessens nach wohl etwas verschoben bleiben und will ich Nachricht geben, wenn die Herrn Schweden das ihrige wollen halten. Und weil die auswärtigen Minister ihre Sekretarien abschicken, es bei ihren Höfen zu hinterbringen, so wird wohl nötig sein, daß die unsrigen auch davon informirt werden; ich vorstelle aber dahin, ob Sie es sofort vollkommen gestehen sollen, bis Ihro Königl. Maj. vollkommen in Sicherheit ist“.
Resident Wolter in Berlin schreibt unter dem 16. November[2], nichts hätte seit langer Zeit so überrascht, wie die Nachricht von dem Friedensschluß, welche fast gleichzeitig mit der Nachricht von der Schlacht von Kalisch eingetroffen wäre. In gleichem Sinne lauteten die Berichte aus Wien, Regensburg, Hamburg, Kopenhagen, Danzig etc.
Am 15. November war laut Hofkalender die Staffette mit der Friedensnachricht nach Dresden gelangt und am 16. hatten die Geheimen Räte dem Feldzeugmeister Grafen Zinzendorf eine Verordnung
E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Verlagshandlung, Dresden 1901, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/96&oldid=- (Version vom 30.11.2023)