E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt | |
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aber einen Rasttag halten sollte. An der Elbe seien gewandte Leutnants zurückzulassen, welche zu melden hätten, wenn der Feind über dieselbe übergehe. Dann kommt aber bereits jetzt in der Ordre die Bemerkung vor, daß, wenn die gemeldeten Exzesse nicht nachlassen sollten, die Kommandanten Standrecht zu halten hätten.
Er selber berichtet unter dem 16. September, – als Karl XII. Bischofswerda erreicht hatte – an den König[1], daß der Überfall des Jordanschen Regiments stattgefunden habe, ihm sei es aber gelungen, sich bereits über die Mulde zurückzuziehen; er beabsichtige nun alles, was er von der Armee noch retten könne, nach dem Schwarzburgischen zu führen und von dort aus in die Dienste von Holland zu treten. Die Städte Sachsens, besonders aber Wittenberg, seien in einem derartigen Stande, daß an eine Verteidigung derselben nicht zu denken sei.
Am 9. September hatten die Geheimen Räte, als Antwort auf das von Karl XII. erlassene Manifest aus Krumelse vom 5. September, eine Proklamation an die Oberamt- und Amtmänner Sachsens erlassen, welche folgendermaßen lautete[2]:
Nachdem eingelaufener Nachrichten nach, der Feind wirklich im Lande, jedoch aber, wie verlautet, noch gute Ordre hält, als begehren wir hiermit, Du wollest sowohl für Deine Person in dem Dir anvertrauten Amte bleiben, und darinnen auf ein und anderen Fall alle benöthigte Anstalt machen, sondern auch den, in das Dir anvertraute Amt einbezirkten Amt- und Schriftsassen und Ritterschaft und Ständen, und zwar den ersteren, Kraft dieses, den anderen aber sonst gewöhnlicher Maßen andeuten und zureden, daß sie von ihren Häusern und Nahrungen nicht weichen, noch ihr Vieh und andere Viktualien auf die Seite schaffen, sondern vielmehr den etwa einrückenden Truppen zu ihrer Subsistenz damit an die Hand gehen sollen, widrigen Falls zu befürchten, daß wenn in den Quartieren weder Wirth noch etwas wie Futter und Lebensmittel zu finden,
E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Verlagshandlung, Dresden 1901, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/44&oldid=- (Version vom 21.11.2023)