E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt | |
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Sitzung des Geheimen Ratskollegiums herangezogen, um daselbst ihre Vorschläge zu machen. Man beschloß auch hier wieder alles aufzubieten, um Gewehre, Munition, Geschütze und Ausrüstung zu ergänzen, damit die Armee marschfertig gemacht werde. Infolge dessen befahl Schulenburg auch am 18. März[1] folgende Dislokation der Infanterie: Zittau 4 Bataillone Garde, 2 Bataillone Königin; Löbau 2 Bataillone Venediger; Kamenz 2 Bataillone Drost; Budissin 2 Bataillone Kurprinz, 2 Bataillone Wustromirsky; Dresden 1 Bataillon Fürstenberg. Man wollte also den Einfall der Schweden jetzt noch in der Lausitz erwarten. Allein schon am 24. März änderte man diese Dislokation dahin ab, daß 4 Bataillone Garde, 2 Bataillone Venediger, 2 Bataillone Kurprinz und 1 Bataillon Drost nach Dresden, 2 Bataillone Königin nach Königstein, 1 Bataillon Drost und 2 Bataillone Wustromirsky nach Sonnenstein, verlegt wurden. Diese letztere Dislokation schien auch mehr den Ansichten des Königs zu entsprechen, der unter dem 2. April[2] an Schulenburg schrieb, Dresden, Leipzig, Königstein, Sonnenstein, Stolpen seien mit zulänglichen Garnisonen zu versehen und zu verproviantiren, Wittenberg und Senftenberg offen zu lassen und alle dort befindlichen Kanonen in die genannten anderen festen Plätze zu bringen, 300 bis 400 Mann würden für Bautzen genügen, Freiberg könne durch die Bergleute verteidigt werden, an den Befestigungen Dresdens aber sei mit Nachdruck zu arbeiten und könnten hierzu die „Moscowiter“ verwendet werden.
Dieser anfänglich große Eifer erkaltete indessen bald, und die Hauptschuld daran trug wohl die Furcht, die bei den Geheimen Räten die Oberhand gewonnen hatte, der König von Schweden könne durch Rüstungen im Lande gereizt werden, in dasselbe einzufallen, während er vielleicht einen Angriff unterlassen würde, wenn man die Rüstungen unterließe. Eine Anfang Juni vorgenommene Neuformation, bei der u. a. ein Geheimes Kriegsratskollegium, also eine Art von Kriegsministerium gebildet und auch einige neue Bataillone aufgestellt wurden, war auch nicht dazu angethan, die Widerstandskraft des Landes wesentlich zu heben. Der König war mit dieser schlaffen Art der Vorbereitungen durchaus nicht einverstanden und
E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Verlagshandlung, Dresden 1901, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/32&oldid=- (Version vom 19.11.2023)