E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt | |
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macht darauf aufmerksam, daß die im Friedensvertrag zugestandenen Forderungen von den Schweden überschritten und trotz aller getroffenen Vorsichtsmaßregeln immer wieder Exzesse verübt werden; er bittet daher dringend, daß das Land nun bald verlassen werden möchte. Er sehe sich genötigt, bei den Garantiemächten Protest einzulegen. Am 3. August geht daher auch ein gleichlautender Protest an die Kabinette von Regensburg, Wien, London, Haag etc. ab. Darüber entspann sich ein ziemlich unerquicklicher Briefwechsel zwischen beiden Monarchen, der erst mit dem Abmarsch der Schweden am 1. September 1707 endete. Oberprediger Saran in Halle a. S., der als früherer Geistlicher in Altranstädt die dortige Ortsgeschichte gründlich erforscht hat, schreibt darüber[1]: „Endlich, nachdem alle Vorbereitungen zu dem russischen Feldzuge getroffen waren, dachte Karl an die Abreise. Sämtliche schwedische Frauen brachen in ihre Heimat auf. König Stanislaus Leszinsky war der erste, der den Marsch eröffnete; er zog am 15. Juli mit seinen Polen und 8000 Schweden ab, Rheinschild folgte mit der schwedischen Hauptmacht am 15. August nach. Nur wenige schwedische Regimenter standen noch mit dem Hauptquartier des Königs bei Leipzig. Am 31. August erhielten auch sie Befehl zu marschiren; am 1. September in aller Frühe war Altranstädt geräumt und sämtliche Schweden auf dem Marsche“.
Die Geldrechnung auf dem Marsche durch Sachsen bis zur Grenze regelte als königlicher Kommissar der Bergrat von Plötz. Die von ihm gemachte Zusammenstellung[2] berechnet ziemliche Summen von Geldern, welche von den Schweden zu viel erhoben, auf sein Betreiben aber wieder zurückgezahlt worden sind, wobei teilweise sehr bedeutende, bis zu 40 000 Thalern reichende Summen erschienen. Aber auch kleinere Summen wußte er mit Geschick von den Schweden wieder zurück zu erhalten, z. B. mußte in Eckardsberge ein Wallache zwei dem Posthalter in Rippach weggenommene Pferde in Gegenwart der Kommission mit 80 Thalern wieder bezahlen; desgleichen wurden in Grimma einem Bauer 20 Thaler für ein weggenommenes Pferd bezahlt.
E.G.M. Freiherr von Friesen: Die Lage in Sachsen während der Schwedischen Invasion 1706 und 1707 und der Friede von Altranstädt. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, Verlagshandlung, Dresden 1901, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft15VereinGeschichteDresden1901.pdf/121&oldid=- (Version vom 9.12.2023)