Georg Buchwald; Georg Beutel: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Zehntes Heft | |
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Tit. Hochgeehrter Herr Schwager, Derselbe wird sich itzo nicht so wohl meiner Zuschrifft, als seines lieben Herrn Bruders Antwort versehen: Alleine seine Hoffnung wird dießmahl vergeblich harren, und nichts mehr erwarten, denn diese Trauer-Post: Daß Sein herzlieber Bruder selig entschlaffen und diese Welt gesegnet habe; Wolte Gott, ich solte Ihm was erfreulichers berichten, als seine letzten Abschieds-Worte, die der Sel. Mann vor seinem Ende inständig zu überschreiben begehret: Doch kan ich mich dessen aus Schwägerlicher Schuldigkeit nicht entbrechen. Will demnach des Seligen Unbässligkeit erst kürzlich berühren, und dann sein Begehren und ultimum Vale anfügen. Verwichenen Dienstags[1] hat der Selige in Gegenwart der Herren von Werda einen kalten Trunck Bier getruncken, welcher Ihm nicht wohl bekommen, denn Ihm eine weile darauf ein Brechen, folgends Reissen im Leibe, endlich ein Bauchfluß ankommen, welches alles Ihn ziemlich krafftlos gemacht, daß er sich einlegen müssen, wiewohl er unterweilen noch aufgestanden und an den Tisch gesetzen. Wie solches geschehen, gleich als des Herrn Schwagers Brieff d. 2. Feb. ☿ h. l.[WS 1] pomeridiana überbracht worden, den Er begierig erbrochen, durchlesen und beantworten wollen. Indem Er nun lieset, vermercket unser Schwager, H. Bley, so eben bey Ihm gewesen, daß Ihm die Zunge schwer und die Rede undeutlich wird, fraget derhalben, wie Ihm würde? Und weil der Selige sich vorhin fürgenommen folgenden Donnerstags mit seiner ältesten Tochter zu Hause zu communiciren, ermahnet Ihm H. Schwager Bley, weil Er nicht wüste, ob Ihm sein Ziel nahe oder fern gestecket wäre, Er wolle den[WS 2] Beichtvater, H. M. Schmieden, zu sich fordern und berichten lassen, damit seine Seele versorget und zur Sel. Hinfahrt bereit seyn möge; welches er auch beliebet, und gegen 3 Uhr andächtig genossen. Darauff hat Er sich mehr und mehr gefühlet, daß sein Stündlein schier würde ausgelauffen seyn. Dahero hat Er befohlen, seinem H. Bruder zu schreiben mit diesen
- ↑ 1. Februar.
Anmerkungen (Wikisource)
Georg Buchwald; Georg Beutel: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Zehntes Heft. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1892, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft10VereinGeschichteDresden1892.pdf/108&oldid=- (Version vom 30.7.2023)