eine gewisse Rolle, deren Bedeutung jedoch allmählich nachliess. Naturgemäss muss auf allen diesen Gebieten geschäftlicher Thätigkeit und an allen Geschäftsstellen der thatsächliche Umsatz im Laufe eines Jahres sehr viel grösser gewesen sein, als die überlieferten Werte andeuten, da die Zahlen des Geheimbuches nur den Status abspiegeln, wie er sich zur Zeit der verschiedenen Abschlüsse gerade gestaltete.
Was die vorhandenen Barmittel betrifft, so sind dieselben verhältnismässig nicht bedeutend und unterliegen in ihrem Bestande vielen und erheblichen Schwankungen, die aber irgendwelche bestimmte Tendenzen nicht erkennen lassen. Dass die Zentrale in dieser Beziehung dauernd am reichsten ausgestattet erscheint, darf nicht Wunder nehmen; sie war eben das Herz des Ganzen, welches den Säfteumlauf innerhalb dieses ausgebreiteten Organismus zu regulieren hatte.
Neben den in der Tabelle II berücksichtigten Faktoreien ist es noch nötig ein besonderes Konto in Betracht zu ziehen, welches ebenfalls in Augsburg, aber gesondert von den übrigen Aussenständen der dortigen Geschäftsstelle geführt wurde. Unter der Ueberschrift „Hofverträge“ oder „Vertragbuch“ sind bei jeder Generalrechnung noch die Beträge besonders zusammengestellt, welche dem Hause der deutsche Kaiser, der römische König, bisweilen[1] auch einzelne deutsche Fürsten und Städte schuldeten, während, wie gezeigt ist, andere ähnliche Debitoren unter den übrigen Schuldnern der Zentrale aufgeführt werden. Dieses, für die wirtschaftliche Gesamtlage der Gesellschaft wichtige Konto gestaltete sich im Laufe der Jahre folgendermassen:
- ↑ So 1533 Erzbischof Albrecht von Mainz mit 5000 fl., 1543 Markgraf Joachim von Brandenburg mit 6500 fl.
Johannes Hartung: Aus dem Geheimbuche eines deutschen Handelshauses im 16. Jahrhundert. Emil Felber, Wien 1898, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hartung_Geheimbuch_eines_deutschen_Handelshauses.djvu/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)