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Seite:Hans Schiltbergers Reisebuch.djvu/114

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von seiner parmhertzigkait genade und antlaß seiner sünden. Wann ein priester meß gehabt, so gibt er den segen nicht; er geet herab von dem altar, so geent man und frauen für in, so greufft er in auff das haupt ainem noch dem andern und spricht: „Asswatz tog u chu miegk“; das spricht: „Got vergeb dir dein sünd.“ Sie lesen ir stillmeß[1] laut, das es yderman hört. Wann sie piten umb die, die in entpfolhen sein in der meß und auch umb gaistlich und weltlich ordnung und umb den römischen chaiser und umb alle chönig und hertzog, freyen und graven und umb alle ritterschafft, die er unter im hat, so knyet das volgk nyder, die weyl er also pitt und haben[2] ir hendt auff gen Got und sprechenn: „Ogormia!“ „Herre, erparme dich!“ Und die weyl der prister pitt, die weyl sprechen sie die wort, man und frauen. Sie sten auch mitt grosser andacht in ir kirchen, sie lugen nicht hin und her, sie reden mit ainander nicht, die weyl sie pey der meß sten. Sie zirenn ir kirchen gar schöne und haben gute meßgewandt von samet und von guten seyden tüchern allerlay farb.

Es tar chain lay chain ewangely nicht lesen, als unser gelert layen thun, wann sie über ein puch chomen, so lesen sie was sie dorinn vinden; und das soll nicht sein; welcher lay unter in ein ewangely sicht, das tar er nicht lesen, list ers, so ist er inn des patriarchen pan; sie sprechen, es soll das ewangely nymandt lesen, dann der priester. Sie rauchen alle sampßtag in iren heusern und alle feyerobendt und nemen chain ander weyrach, dann weyß weyrach, das in Arabia wechst; er wechst auch in India. Sie essen nur auff der erden, als die haiden thun, ire prister und layen. Sie haben nicht vil prediger unter iren pristern, wann sie lassen nicht einen ydlichen predigen, wann ir prediger muß ain maister sein der heylligen geschrifft und muß gewalt haben von irem patriarchen zu predigen; und wann er den gewalt hat, so hatt er gewalt ein pischolff zu straffen; und die prediger hayssen sie warthabiet und das ist als vil gesprochen als ein legat und der ist mer dann ainer und ziechen von ainer stat zu der andern und predigen und wann ein pischolff oder ein prister unrecht thut, so straffen sie ine dorumb; sie sprechen, es sünd ein priester der das gotswort sprech und die heyligen geschrifft nicht vorstee.



  1. S. das glossar.
  2. heben.
Empfohlene Zitierweise:
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/114&oldid=- (Version vom 1.8.2018)