und fuer über das wasser, das genandt ist Sau, pey einer stadt genant Mittrotz und hub ein gantz landt auff und zoch hintz an des hertzogen landt zu Petau[1] und fürt mitt im auß dem land XVI thausent man mit weyben und mit chinden und mit allem irem gutt; unnd gewan die obgenanten stadt und prant sie auß und fürt das volgk mitt im hin; und ain thail von dem volgk ließ er in Criechenlandt und das ander volgk fürt er mitt im in die Thürkey. Und alspald er über das wasser cham, das genant ist Sau, do pot er in die stat Kalipoli und schueff, das man uns über mer füret; und da man uns über das mer pracht, do fürt man uns in des chönigs hauptstat, die genant ist Wurssa, do plieben wir pyß er selber cham in die stat; und do er in die stat cham, da nam er den hertzogen von Burguny mitt den, die er erledigt hett, und leget sie pey seinem palast in ein hauß; und ein herren genandt Kodor[2] von Ungeren, den schickt er dem chönig soldan[3] mitt LX knaben zu einer eren, und do woltt man mich auch mit geschickt haben dem chönig soldan; da was ich hart gewunt, wann ich het drey wunden, das sie sich besorgten, ich würd sterben auff dem wege; darumb pleyb ich pey dem thürckischen chönig. Er erett auch mitt den gefangen den chönig von Babilon[4] und den chönig von Persia[5]; er schickt sie auch in die weyssenn Thatrey[6] und in das groß Armenia unnd auch in andren landt. Und da nam man mich an des thürkischen chönigs hoff; da must ich VI jare vor im zu füessen
- ↑ Pettau im herzogtum Steiermark.
- ↑ Ein Ladislaus von Kodor wird in einer ungarischen urkunde von 1393 als zeuge erwähnt (Fejer X. 2 s. 140).
- ↑ Unter »könig sultan« versteht Schiltperger den sultan von Ägypten, hier Barkok.
- ↑ Mit dem »chönig von Babilon« ist der ilkhan von Bagdad Achmed ben Oweis gemeint.
- ↑ Einen selbständigen könig von Persien, um dessen bundesgenossenschaft sich Bajasid hätte bewerben können, gab es nach der schlacht von Nikopolis nicht mehr; denn Timur hatte das land 1393 vollständig unterworfen und unter seine söhne und verschiedene emire geteilt (Telfer s. 114).
- ↑ Neumann erblickt in der bezeichnung weiß die gewöhnliche orientalische ausdrucksweise für frei, ohne eine lokalisierung des unter diesem namen mehrmals vorgeführten volkes zu versuchen. Bruun dachte anfänglich an die sog. weiße horde (Ak Orda), deren herrscher Toktamisch auch die goldene horde sich unterwürfig machte, entschied sich aber später für die in Kilikien angesiedelten Turkomanen, welche auch bei Clavijo als Tartaros blancos bezeichnet werden.
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift.. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/014&oldid=- (Version vom 1.8.2018)