Persönlichkeiten. –
Nachmittags waren wir zum Tee bei Ursula Höffner und Frau Besendahl sie wohnen in der Apothekerstraße in einem uralten Hause sehr gemütlich. Frau Besendahl besitzt eine schöne Villa, in welcher Russen wohnen. Es war sehr gemütlich, herzlich u. nett Ursula H. erzählte von den unerfreulichen Verhältnissen in Schwerin, wo einer des anderen Feind ist u. jeder den anderen bespitzelt. – Abends waren wir zuhause mit Riemschneiders. –
Heute früh Gottesdienst: Feuerweihe usw. Wir kamen etwas später erlebten aber noch die Weihe des Taufwassers u. die anschließende hl. Messe. Alles war wieder sehr schön. Herr Pfr. Dr. Schräder hat uns nun entdeckt, er sah zu uns hinüber, wir werden ihm heute nachmittag Besuch machen. – Nach dem Frühstück gingen wir zum Kulturbund, wo wir unsere Fahrkarten in Empfang nahmen, die der Bote inzwischen besorgt hatte, ebenfalls nicht ohne Mühe. Anschließend gingen wir zur Landeszeitung, wo ich den Feuilleton=Redaktör sprechen wollte, der aber bis Dienstag auf Urlaub ist. Dann zum Bahnhof, um die genaue Abfahrtszeit des Zuges nach Berlin festzustellen. Fritz hatte gemeint, der Zug führe um 6 Uhr, er fährt aber erst um 7 Uhr. – Darauf gingen wir zum Dom, um ihn von innen zu besichtigen. Es hat sich gelohnt, ein außerordentlich schöner Bau. – Abends sind wir heute bei Frau v. Monroy. – Es ist sehr schönes Frühlingswetter geworden.
Bei Pastor Kleinschmidt war ich übrigens überrascht über dessen geradezu prächtige Wohnungseinrichtung, über deren Herkunft man sich hier allerhand Merkwürdiges erzählt. Er ist während des Krieges Feldwebel bei einem hohen Stab gewesen u. soll da schon sehr viele Sachen nachhause geschickt haben. Er scheint doch wohl ein Mann zu sein, der einen äußerst gefährdeten Charakter hat.
An Fritz geschrieben u. ihm Adressen aufgeben von Leuten, an die er noch Prospekte senden soll, besonders Ursula Häffner hat mir noch viele wichtige Adressen gegeben, wie auch Frau Havemann.
Gestern Abend bei Frau Dr. v. Monroy. Sie wohnt am Pfaffenteich an der prächtigen Uferpromenade im eigenen Hause, eines der sehr schönen Häuser dieser Gegend. Es war ein sehr angenehmer Abend, obgleich ich selbst u. auch Frau Dr. v. M. sehr abgespannt waren. Die viele Lauferei dieser letzten Tage war für mich doch anstrengend.
Heute früh standen wir um 5 Uhr auf, um zur Auferstehungsfeier in die Kirche zu gehen, die um 6 Uhr anfing. Anschließend ein Hochamt. Die Kirche war unglaublich überfüllt. Obwohl wir eine halbe Stunde vor Beginn da waren, bekamen wir nur mit knapper Not noch Sitzplätze. – Nach dem Hochamt Frühstück im Familienkreise bei Riemschneiders, anschließend Eiersuchen durch die Kinder. Wir wollten noch einmal in die Kirche, da um 10 Uhr ein Levitenamt war, verzichteten, aber dann doch in der Voraussicht, daß es dann wieder so voll sein würde. – Der gute Fritz ließ mir durch Martha ein Päckchen amerikan. Pfeifentabak überreichen. –
Am Ostersonntag machten wir noch nachmittags unseren Besuch beim Pfarrer Dr. Schräder u. gingen anschließend in die Kirche, um die Nachmittags-Messe noch mitzunehmen, bei der Dr. Sch. eine sehr schöne Ansprache hielt. Sonst waren wir den ganzen Tag, bzw. zu den Mahlzeiten, Gäste bei Riemschneiders. Abends gingen wir früh schlafen, da wir am Ostermontag wieder um 5 Uhr aufstehen mußten. Um 7 Uhr fuhr unser Zug u. wir waren eine Stunde vorher am Bahnhof, was garnicht nötig gewesen wäre, der Andrang war nicht übermäßig stark. Wir hatten so eine recht angenehme Reise bei prächtigstem Frühlingswetter, das auch heute noch immer anhält. Mittags waren wir in Berlin, wo Hans Wendt uns am Lehrter Bahnhof erwartete. Wir fuhren
Hans Brass: TBHB 1948-03-27. , 1948, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1948-03-28_001.jpg&oldid=- (Version vom 5.3.2025)