wolle. Ich wehrte ab u. sagte, daß meine Bilder nicht in den Rahmen seiner Zeitschrift passen, er aber meinte, daß dieser Rahmen eben besser werden solle, das erste Heft sei sehr schlecht. Ich widersprach dem nicht, sondern bestätigte das. Wir gingen dann in meine Ausstellung. Er meinte, daß meine Ausstellung in Schwerin ja doch eine enorme Wirkung gehabt hätte u. er tat so, als wäre er immer von meinen Bildern überzeugt gewesen. Er sagte, daß besonders Pastor Kleinschmidt für meine Bilder mannhaft eingetreten sei. Es scheint, daß Herr Dr. B. kein Freund von Herrn Venzmer ist. Er fragte mich, ob ich mit Herrn V. verfeindet sei, worauf ich sagte, daß Herr V. mir völlig gleichgültig sei, er aber anscheinend gegen mich arbeite. Darauf sagte er: „Um so besser“.
Herr Dr. B. ließ erkennen, daß von Seiten der Regierung in Schwerin irgend etwas im Gange gewesen ist gegen uns. Es sei von dort im Kulturbunde angefragt worden, welche Verbindung zwischen Herrn Kramer – Ribnitz u. Braß bestünde. Ich bin nicht ganz klug daraus geworden u. hatte den Eindruck, daß es sich dabei um das Monheim'sche Haus handelt, welches der Kulturbund gern für seine Zwecke haben möchte u. das wir an die Fischlandschmuck=G.m.b.H. verpachtet haben. Möglicherweise will man da einen Druck ausüben, indem Herr Dr. B. jetzt behauptet, daß Pastor Kleinschmidt schon im vorigen Jahre wegen Verpachtung des Hauses an den K-B. mit uns verhandelt hätte. Das stimmt aber nicht. Ich bin in dieser Sache ziemlich kühl geblieben u. gab Herrn Dr. B. zu verstehen, daß es mir gleichgültig sei, wie man in der Regierung über mich denkt, da ich von dort so wie so keine Förderung zu erwarten hätte. – Herr Dr. B. blieb bei all dem äußerst freundlich. Er bat mich, ihm vier Abbildungen meiner Bilder zu senden u. Herrn Dr. Burgartz zu sagen, daß er einen Artikel dazu schreiben möchte. – Ich sehe noch nicht klar, was ihn zu dieser Haltung veranlaßt, die seiner früheren Haltung vollkommen widerspricht. Er macht eigentlich nicht den Eindruck eines Intriganten, wenngleich er auch ein schlauer u. gerissener Mann ist.
Prächtiges Sommerwetter. – Vormittags den „Dämon“ fertig gemacht, das Bild ist jetzt gut, im Gegensatz zum „Aufbruch“, der mir immer noch nicht gefällt, aber ich denke, daß ich das Bild trotzdem so lassen werde, wie es jetzt ist.
Nachmittags Herr Triebsch. Martha fuhr nach Ribnitz. – Ich sprach mittags mit Frau Burgartz wegen des Artikels in „Heute u. Morgen“, gab ihr vier Fotos mit: „Der Alte“ – „Mann im Kerker“ – „Dorfstraße“ – „Dirne“. Zu jedem Bilde habe ich einen Waschzettel gemacht u. Frau B. mitgegeben. Sie war zwar der Meinung, daß ihr Mann den Artikel nicht schreiben wollen würde, erstens, weil er Musik= u. nicht Kunstkritiker ist u. zweitens, weil er mit Dr. Bredel u. dem Kulturbunde verzankt ist. Ich ließ ihn trotzdem bitten erstens, weil es ihm gewiß Spaß machen wird u. zweitens aus Freundschaft zu mir.
Hans Brass: TBHB 1947-06-24. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-06-25_001.jpg&oldid=- (Version vom 27.1.2025)