um Herrn Triebsch noch die letzten Unterweisungen zu geben u. am Ostersonntag soll um 9 Uhr früh hier Oster=Hochamt stattfinden. Das ist mehr, als wir irgend, erwarten können u. ich weiß nicht, wie ich diesem guten Pater nächst Gott danken soll für die Liebe, die er uns hier entgegenbringt. – Herr Dr. R., der eigentlich ein unbeholfener Prediger ist, sprach eine aus tiefstem Herzen kommende Ansprache über die Not der Flüchtlinge unter der er selbst u. seine Familie ja ebenso zu leiden hat wie alle. Er verband dieses Thema mit einer Rede über den hl. Vater, der am 2. März Geburtstag gehabt hat u. am gleichen Tage im Jahre 1939 zum Papst gewählt wurde, am 19. März gekrönt wurde. Seine Ansprache ging allen sehr zu Herzen, sodaß sehr viel geweint wurde. Die Feier war sehr stimmungsvoll, es war schon dämmerig, nur die beiden Kerzen auf dem Altar gaben ihr Licht. Ich selbst war sehr ergriffen u. ich fühlte die Gegenwart des Herrn sehr lebhaft. – Ich hatte den ganzen Sonntag in innerer Sammlung auf diesen Gottesdienst hin verbracht.
Es herrscht weiter Tauwetter, aber sehr schwach, Nachts friert es immer wieder. Hoffentlich ist Dr. R. ohne Unfall nachhause gekommen, doch habe ich die Ueberzeugung, daß der Herr seine Hand über ihn hält. – Gott sei gelobt u. gepriesen! –
Tauwetter auf der ganzen Linie mit Westwind u. Regen. Glatteis. In Berlin Rohrbrüche u. Ueberschwemmungen, ebenso am Niederrhein. –
Gegen Abend besuchte uns Artur Hoppe, der aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft aus Italien zurückgekommen ist u. sich wundert, wie es in Deutschland aussieht.
Weiterhin Tauwetter, aber die Bucht liegt noch voll Eis u. auch der Schnee liegt noch recht hoch.
Fortdauer des Tauwetters, heute 5° Wärme. – Die Lektüre des „Aufstieg zum Berge Karmel“, ist zwar recht mühsam, aber doch sehr interessant. Es muß da doch wohl eine geheime Gegnerschaft zwischen Johannes vom Kreuz u. der hl. Theresia gegeben haben, die auch bei der hl. Th. gelegentlich, wenn auch sehr selten spürbar wird, wenn man darum weiß. Jedenfalls dient die in gewissen Dingen gegenteilige Ansicht des Joh. v. K. mir sehr zur Klarheit. Ich verstehe jetzt vieles besser, was die hl. Th. gemeint hat. –
Gestern sah ich in der Neuen Berliner Illustrierten Bilder von Otto Dix, der neuerdings wieder Professor in Dresden geworden ist, u. war erschüttert über den faustdicken Kitsch, den dieser einst so hoffnungsvolle Künstler produziert. –
Heute versetzte Fritz uns in Sorge, da er plötzlich u. scheinbar ohne sichtbare Ursache von einem sehr heftigen Unwohlsein mit Erbrechen u. Durchfall ergriffen wurde. Er sah sehr schlecht aus. Allmählich stellte es sich heraus, daß er eine Suppe von dicken Bohnen, die wir gestern Abend gegessen hatten u. von der er sich eine Portion mitgenommen hatte, heute früh kalt gegessen hatte. Der Magen hatte sich diese Belastung nicht gefallen lassen. Der Vorfall ist typisch für das triebhafte Leben von Fritz, es geht ihm ganz das Gefühl
Hans Brass: TBHB 1947-03-16. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-03-17_001.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2025)