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Seite:HansBrassTagebuch 1947-03-08 001.jpg

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Fritz hat bei der Post angerufen. Er ist in Rostock gestern Abend angekommen u. heute Morgen nach Leipzig weitergefahren.

     Die Außenminister der Mächte befinden sich auf dem Wege nach Moskau, bzw. sie sind dort bereits angekommen. Die Russen haben deutsche Journalisten nicht zugelassen „wegen Unterbringungs-Mangel“. Armes Moskau, das nicht einmal Wohnraum für ein Dutzend Journalisten hat! Es ist zum lachen. –

     Heute beendete ich die Lektüre der „Seelenburg“. Abends lese ich den „Weg der Vollkommenheit“ vor. Die hl. Theresia ist eine große Lehrerin des Gebetes, deren Führung ich mich jetzt ganz anvertraue. Besonders die Gebetsstunde morgens früh ist mir sehr nützlich, obwohl ich mich da mit der Betrachtung nicht aufhalte, weil ich dazu weder eine Neigung habe, noch weil ich recht weiß, wie ich das anstellen soll, ohne eine sehr große Anstrengung des Verstandes. Ich nehme mir an Stelle einer solchen Betrachtung das Buch von Guardini „Der Herr“ u. lese sehr langsam u. betrachtend jeden Morgen ein Kapitel daraus. Da auch die hl. Th. von sich sagt, daß sie anfangs nicht ohne Buch hätte betrachten können, nehme ich an, daß eine solche Art, die Betrachtung zu üben, auch von ihr gebilligt werden würde, jedenfalls kann es ja nicht schaden.

Sonnabend, 8. März 1947.     

     Heute Nacht war wieder Frost um 10°, doch wurde es morgens rasch wärmer bis 1° über Null bei Süd=West mit neuem Schneefall. Die beiden Sudetendeutschen Kuhn u. Menzel haben die Treppe vor unserem Hause ausgeschaufelt, wo der Schnee fast einen Meter hoch lag, doch ist am Abend alles wieder zugeschneit. Nach dem Radio ist zwar mit milderem Wetter zu rechnen, aber noch nicht mit Tauwetter.

     Von der hl. Therese lese ich die Abhandlung über die Liebe nach Stellen aus dem Hohen Liede. Auch dies ist wieder sehr schön. Ich bin völlig gefangen von dieser Frau. – Abends mit Martha Kreuzweg von Guardini, – nachher „Weg der Vollkommenheit“. Martha ist garnicht wohl, sie hatte letzte Nacht schwere Träume. Gott sei Dank, daß sie nicht nach Leipzig gefahren ist, sie sieht nun endlich ein, daß sie sich solche Anstrengungen nicht mehr leisten kann.

     Mittags aß Justus Schmitt bei uns.

Sonntag, 9. März 1947.     

     Es war heute klares Sonnenwetter. In der Sonne zeigte das Thermometer 10° Wärme, im Schatten 1° Kälte, aber abends um 6 Uhr waren bereits wieder 5° Kälte.

     An Ruth schrieb ich einen sehr langen Brief als Antwort auf den kürzlich erhaltenen. Ich schrieb ihr über Fritz u. hoffe, daß sie ihn richtig versteht.

     Morgen beginnt die Moskauer Konferenz. Die Parteien in Deutschland haben eine intensive Propaganda-Tätigkeit entfaltet, ebenso der Nordwestdeutsche Rundfunk.

     Ein schöner ruhiger Sonntag mit viel Lektüre der hl. Theresia. Mein Raucherbedürfnis hat in dieser letzten

Empfohlene Zitierweise:
Hans Brass: TBHB 1947-03-07. , 1947, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-03-08_001.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2025)