Ich bedaure diese Herren u. werde sie Gott empfehlen.
Die Lektüre der „Seelenburg“ begonnen. Abends Briefe von Franz von Sales. –
Bezüglich des Rauchens habe ich einen neuen Standpunkt gewonnen. Ich sehe, daß es mir nicht gelingt, das Rauchen ganz einzustellen, ich bin zu schwach dazu, vor allem, weil ich ja noch Tabak habe u. damit die Gelegenheit. Ich gebe es auf, mir den Tabakgenuß abgewöhnen zu wollen auf die Art, daß ich mir das Rauchen verbiete oder darauf warte, daß mir der Tabak u. damit die Gelegenheit ausgeht. Ich sehe ein, daß ich dazu zu schwach bin u. erkenne in Demut diese meine Schwäche. Ich erkenne aber auch, daß das Rauchen eine Gewohnheit ist, die meine Freiheit einschränkt u. mich an die Erde fesselt u. mich somit an der Erhebung zu Gott hindert. Ich erkenne, daß das Opfer dieser Gewohnheit Leiden bringt, – u. dieses ist es grade, was von mir gefordert wird. Es kommt garnicht so sehr darauf an, daß ich mir das Rauchen abgewöhne, obgleich das erwünscht wäre, sondern es kommt darauf an, daß ich eine Gelegenheit habe, mir ein Kreuz aufzuerlegen, vorzüglich in dieser Fastenzeit. Die Gewohnheit des Rauchens ist dazu ein ausgezeichnetes Mittel. Diese Gewohnheit ist also direkt etwas Gutes, da sie mir Gelegenheit gibt, ein Kreuz zu tragen. Von diesem Standpunkt werde ich diese Sache von nun an betrachten. Ohne mich gewaltsam zu zwingen, überhaupt nicht mehr zu rauchen, wozu ich eben doch zu schwach bin, werde ich mehrmals am Tage, u. zwar möglichst oft, auf diese Gewohnheit verzichten. Vielleicht wird mir der Herr dann die Gnade schenken, daß ich an dem Leiden, das ich dabei empfinde, allmählich so viel Gefallen finde, daß ich schließlich mich ganz von dieser Gewohnheit löse. Möge der Herr mir in dieser Sache beistehen. Jedenfalls habe ich aus dem vergeblichen Kampf gegen diese Gewohnheit, den ich nun schon seit einigen Monaten kämpfe, den Vorteil bis jetzt gezogen, daß ich schwach bin. Meine großtuerische Meinung, die ich früher über diese Sache hegte, daß ich mir einfach das Rauchen selbst verbieten könnte, ist verschwunden u. ich sehe in Demut ein, was an mir ist. Möge der Herr mir helfen!
Vormittags hörte ich im Nordwestdeutschen Rundfunk das Fragment einer hl. Messe, so weit u. so lange es der elektr. Strom zuließ. Mittags war Justus Schmitt unser Gast, der in der leichten u. schöngeistigen Art, die ihm eigen ist, über kulturpolitische Dinge sprach u. sich nachher meine neuen Bilder ansah. Nachmittags las ich etwas in der „Seelenburg“ u. abends beendeten wir die Lektüre der Briefe des hl. Franz von Sales. Ich sehe aus Anmerkungen dieses Buches, daß es im Französischen bis jetzt 20 Bände der Schriften dieses Heiligen gibt. Es ist merkwurdig, daß davon in Deutschland fast nichts bekannt ist, mir wenigstens sind bisher nur diese Briefe u. die Philothea zu Gesicht gekommen. –
Das Wetter ist hoffnungslos! Nachdem es gestern etwas wärmer war, ist es heute wieder sehr kalt geworden, diese Nacht wird wieder besonders kalt sein.
Hans Brass: TBHB 1947-03-01. , 1947, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1947-03-02_001.jpg&oldid=- (Version vom 10.1.2025)