typisch für unsere Zeit ist. Herr Sorg in Bln. hat Gelegenheit gehabt, aus alten Heeresbeständen Fallschirmseide zu erwerben. Es wird dabei sicher nicht mit rechten Dingen zu gegangen sein, jedenfalls ist die Seide von der Kriminalpolizei beschlagnahmt worden u. Herr S. bekam ein Gerichtsverfahren an den Hals. Vor Gericht konnte man ihm indessen nichts Strafbares nachweisen u. die Sache verlief sich im Sande. Darauf erschien der Kriminal-Kommissar bei Herrn S. u. bedauerte ihn, daß er bei dieser Gelegenheit doch die Fallschirmseide durch Beschlagnahmung los geworden sei, die er doch sicher teuer bezahlt habe. Er, der Kriminal-Kommissar, wolle ihm gern die Seide wieder zurückgeben u. Herr S. wurde doch sicher gern 40,– Rm. pro Meter dafür an ihn zahlen. Herr S. ist natürlich auf dieses Geschäft eingegangen. – Das ist heute deutsche Polizei. – Auch wir haben von dem Einbruch bei uns nicht alles zurück erhalten, vor allem fehlen alle Oberhemden. Wir sind überzeugt, daß diese sich im Besitze des Kommissars in Ribnitz befinden. – Zwei Tage nach jener Affäre ließ Frau Waach in Ribnitz, Besitzerin des Mecklenbg. Hofes u. Mutter einer erwachsenen Tochter, mit der der Kommissar, wie man sagt, ein Liebesverhältnis hat, Martha wissen, daß sie, Frau W., gern ein wollenes Kostüm hätte. Sie gab deutlich zu verstehen, daß sie die Beschaffung eines solchen als Gefälligkeit ansehen würde für das Eingreifen des Kommissars. Martha hat das natürlich abgelehnt.
Hans Brass: TBHB 1946-12-11. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-12-11_002.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2024)