einmal ausstellen mag. Wegen der Oelbilder wollen die Herren bald noch einmal herkommen. Sie hatten nämlich wegen des verschneiten Weges ihren Wagen in Wustrow stehen lassen u. ich wollte ihnen die Bilder so nicht mitgeben, da sie zu leicht beschädigt werden können. Ich sagte Herrn W., daß ich ihm die Bilder erst geben könne, wenn er mit dem Wagen bis vor meine Tür fahren könne. Er war auf Zureden der anderen Herren einverstanden u. zog erst einmal hoch befriedigt mit den zehn Zeichnungen ab.
Herr Kreuzberg berichtete zwischendurch von allerhand großen Plänen, die die Sektion hat, aber das ist noch Zukunftsmusik. Aber ich freute mich, diesen sympatischen Menschen kennengelernt zu haben.
Kaum waren die Herren fort, – es dämmerte schon –, als der junge Kollege Müller-Rave kam u. von Berlin erzählte, wo er einige Tage war u. wohin er wohl auch zurückkehren wird, obgleich er den Aufenthalt in dieser Stadt verabscheut. Er war noch nie bei mir gewesen u. wollte gern Bilder sehen, was nun aber nicht ging, da es dunkel war u. ab 5 Uhr kein Strom ist bis 9 Uhr. Ich sagte ihm, daß er doch wiederkommen solle u. mir einige seiner Aquarelle mitbringen solle, ich würde ihm dann gern meine Bilder zeigen, auf die er offenbar sehr neugierig war. – Ich weiß nicht, woher diese plötzliche Neugierde kommt, vielleicht hat Koch-Gotha wieder für mich Reklame gemacht, denn mit ihm kommt er wohl öfter zusammen.
Ueber den Besuch der drei Herren ist noch erwähnenswert, daß auch Herr v. Achenbach mit ihnen gekommen war, aber nicht in mein Haus kam, sodaß ich davon nichts wußte. Als es dämmerig wurde, erschien plötzlich Frau v. Achenbach, um zu sagen, daß ihr Mann unten wartete u. die Herren bäte, bald zu kommen. Die Aversion dieses Herrn gegen mich geht also so weit, daß er nicht selbst in mein Haus kommt, sondern seine Frau schickt. Herr Kreuzberg bemerkte, daß Herr v. A. ein ausnehmend eitler Mensch sei u. höchst unsympatisch u. daß ein solches Benehmen nur auf ihn zurückfalle. Ich sagte weiter nichts dazu. Aber ich habe die sichere Ueberzeugung, daß dieser Besuch der drei Herren für mich von recht günstiger Bedeutung sein kann u. daß sich daraus etwas entwickeln kann. Die Herren, besonders die beiden Kollegen, waren so offensichtlich beeindruckt von den Bildern, daß ich mich darüber sehr freute.
Heute hatten wir schönes Sonnenwetter, aber es herrscht nach wie vor Frost.
Heute war nun der Herr Pater bei uns. Es ergab sich, was ich vermutet hatte, daß diese ganze Konfusion von Frau Dr. Völkel angerichtet worden ist. Er versprach mir, künftig Mitteilungen an uns direkt zu richten. Leider war nun heute die Beteiligung nicht so stark, es herrschte wieder Nordwind mit neuem Schneetreiben. – Nach der hl. Messe trank der Pater mit uns eine Tasse Kaffee. Ich zeigte ihm einige Bilder u. er erzählte schreckliche Dinge aus den Flüchtlingslagern um Damgarten, wo Flecktyphus herrscht u. die Menschen in Massen sterben, nachdem sie durch das Flüchtlingselend schon vorher geschwächt sind. Der Pater ist ein noch junger, ungemein sympatischer u. gebildeter Mensch. Er ging gegen 1/2 6 Uhr
Hans Brass: TBHB 1946-02-26. , 1946, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1946-02-27_001.jpg&oldid=- (Version vom 14.11.2024)