Diverse: Handbuch der Politik – Band 2 | |
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oder Kleinhandelsbetriebe sein. Der Grosshandel (en gros), steht in der Regel nur mit Wiederverkäufern in Verbindung, während der Klein- oder Detailhandel zu den letzten Konsumenten in Beziehung tritt. Mit dieser Begriffsbestimmung decken sich in der Regel Umfang und Ausdehnung des Unternehmens. Doch zeigt neuerdings auch der Detailhandel in Form von Warenhäusern, Versand- und Spezialgeschäften ansehnliche Grossbetriebe, auf die deswegen aber der Begriff Grosshandel nach allgemeinem Sprachgebrauch keine Anwendung findet. Je nach dem ob der Handel in stehender Handelsniederlassung oder im Umherziehen betrieben wird, charakterisiert er sich als sesshafter Handel oder Wanderhandel; wird letzterer in besonders kleinem Umfange betrieben, so wird er Hausierhandel genannt. Wird der Handel auf eigene Rechnung getrieben, so liegt Eigenhandel vor, geschieht er für fremde Rechnung, so handelt es sich um Kommissionshandel. In bezug auf die geographische Ausdehnung unterscheidet man Binnenhandel und auswärtigen Handel, doch vereinigt eine Unternehmung nicht selten beide Arten von Handel, wie es freilich auch zahlreiche Handelsbetriebe (namentlich in den Seestädten) gibt, die ausschliesslich Import und Export (zumeist in der Form des Kommissionshandels) betreiben.
Erwähnt sei schliesslich noch, dass ein grosser Teil des nationalen und internationalen Warenverkehrs sich dem gewerbsmässigen Handel entzieht, indem die Produzenten direkt mit den Konsumenten in Verbindung treten und so den Zwischenhandel ausschalten. Diese Art des Warenabsatzes hat man gelegentlich als Fabrikhandel bezeichnet, demgegenüber dann der eigentliche Handel als Kaufhandel bezeichnet wird. Von anderen Bestrebungen auf Ausmerzung des gewerbsmässigen Zwischenhandels wird weiter unten noch die Rede sein.
Über die zahlenmässige Verbreitung des Handels in Deutschland gibt die folgende Statistik Aufschluss: zur Zeit der letzten Berufs- und Gewerbezählung (1907) hatte das deutsche Reich etwa 62 Millionen Einwohner, darunter 29,5 Millionen Erwerbstätige. Von den letzteren entfielen auf das „Handelsgewerbe“ im Sinne der Statistik 2 063 634 gegenüber 1 332 993 im Jahre 1895. Davon waren männlich 1 271 779, weiblich 791 855 (1895: 932 035 m., 400 958 w.). Von allen Erwerbstätigen fielen demnach auf das Handelsgewerbe im Jahre 1895: 5,8%, im Jahre 1907: 6,7%, worin sich eine ungewöhnliche Entwicklung kundgibt, die aber, wie weiter unten darzulegen sein wird, keineswegs ganz allgemein auf gesundes Wachstum schliessen lässt.
Im Hinblick auf die Betriebe, in denen diese Personen beschäftigt sind, unterscheidet die Statistik im „Handelsgewerbe“ 7 Unterabteilungen:
1907 Gruppe Hauptbetriebe Personen Warenhandel 709 231 1 723 499 Geld- und Kredithandel 9 918 67 282 Buch- und Kunsthandel etc. 14 249 65 757 Hausierhandel 41 801 48 371 Handelsvermittlung[1] 45 736 75 707 Hilfsgewerbe des Handels[2] 3 264 26 761 Versteigerung, Stellenvermittlung usw.[3] 17 941 56 257
Zusammen 842 140 2 063 634
Jene 842 140 Betriebe verteilen sich auf folgende Grössenklassen:
Alleinbetriebe | bis 3 Personen | 4 u. 5 Personen | 6–10 Personen | 11–60 Personen | 51–100 Pers. | 101–500 Pers. | 501 und mehr | ||||||||
Betr. | Pers. | Betr. | Pers. | Betr. | Pers. | Betr. | Pers. | Betr. | Pers. | Betr. | Pers. | Betr. | Pers. | Betr. | Pers. |
318 300 | 318 300 | 429 704 | 793 757 | 42 774 | 187 882 | 31 403 | 232 232 | 18 353 | 348 287 | 1 093 | 74 420 | 490 | 82 582 | 23 | 26 174 |
Auf weniger Grössenklassen gebracht, ergibt sich im Vergleich zu 1895 das folgende Bild:
Jahr Kleinbetriebe
1–5 PersonenMittelbetriebe
6–50 PersonenGrossbetriebe
51 und mehrBetr. Pers. Betr. Pers. Betr. Pers. 1907 790 778 1 299 939 49 756 580 519 1 606 183 176 1895 603 209 943 545 31 490 337 025 510 52 423
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/317&oldid=- (Version vom 6.10.2021)