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Seite:Gustav Kittler Erinnerungen 1910.pdf/9

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Die Attentate und deren Wirkung auf die Partei.

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel krachte der Revolverschuß des verlumpten Klempnergesellen Hödel am 11. Mai in die regste politische und gewerkschaftliche Tätigkeit hinein.

„Was ist das?“ fragten wir uns. Unser erster Gedanke war Polizeimache, eine Teufelei des Gewaltmenschen Bismarck. Er will unserer Bewegung an den Kragen. Und richtig wurde auch die ganze Preßmeute auf uns losgelassen. Der Lump Hödel sei Sozialdemokrat, er habe im Auftrag unserer Partei das Attentat verübt, schrieben die damaligen Preßmamelucken. Ihr Herr und Meister, der „geniale Kanzler“, verlangte ein Gesetz zu unserer Unterdrückung, Ausrottung.

Vergeblich war es, daß von unserer Seite das Gegenteil nachgewiesen wurde, daß nachgewiesen wurde, daß Hödel in letzter Zeit die Sozialdemokratie bekämpfte im Auftrag des christlich-sozialen Hofpredigers Stöcker, daß er also christlich-sozialer Gegner der Sozialdemokratie sei, die Hetze ließ nicht nach.

Das hiesige „Intelligenzblatt“, die geistige Nahrung für unsere Stadt und deren Umgebung, stand in diesem wüsten Treiben seinen Kollegen in nichts nach, im Gegenteil, es suchte sie noch zu übertrumpfen.

Sein geistiger Leiter, namens Schnell, der übrigens meistens mit der Schere arbeitete und von uns deshalb den Namen Scherenschnell[ws 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hermann Schell (1834–1904), Inhaber der Heilbronner Neckar-Zeitung
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)