in die Tasche gesteckt, anders könne er sich das Vorhandensein in seiner Tasche nicht erklären.
Als ich diese Mitteilung erhielt, mußte ich trotz meiner trüben Stimmung hell auflachen und auf die Frage Kegelmaiers, was ich dazu sage, nur erwidern, daß der Beweis des Gegenteils wohl schwer zu führen sei.
Diese Verhandlung fand in Gegenwart des Stationskommandanten Deckele und des Wachtmeisters Kaiser statt. Als Letzterer weinerlich bemerkte: „Aber Herr K., das wissen Sie doch, daß ich so etwas nicht mache“, konnte ich ihm in wenig trostreicher Weise nur bemerken: „Ich befürchte Herr Wachtmeister, daß wenn die Sache zur Hauptverhandlung kommt, Sie keinen leichten Standpunkt haben werden“, was ihn nicht wenig alterierte, bei Kegelmaier aber ein verschmitztes Lächeln auslöste.
Weiter wurde mir eröffnet, daß durch Nachfrage bei der Post festgestellt sei, daß unter der Adresse meines Schwagers am Gründonnerstag ein 15 Kilo schweres Paket an meine Frau abgegeben wurde, das jedenfalls die verbreiteten Flugblätter enthalten habe. Meine Frau verweigere in dieser Untersuchungssache jedwede Auskunft und es läge nun an mir zu erklären, was das betreffende Paket enthalten habe.
Ich gab zu Protokoll, daß ich es dem Gericht überlassen müsse, den Nachweis zu erbringen, daß in dem Paket die verbreiteten Flugblätter enthalten gewesen seien und daß ich dieselben verbreitet habe.
Hierauf drohte Kegelmaier, die Untersuchung auch auf meine Frau zu erstrecken und dieselbe gleichfalls verhaften zu lassen. Ich antwortete ihm:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/73&oldid=- (Version vom 1.8.2018)