Also vorläufig entlassen! Ich sagte mir, denn ich kannte meine Pappenheimer und wußte, was noch nachfolgte, dies Wörtchen „vorläufig“ läßt tief blicken, wie Sabor[ws 1] sagt und machte mir meinen Vers darauf.
Nachgefolgt ist zunächst die Verbreitung des Flugblatts „An das deutsche Volk“ und zwar in der Nacht vom Ostersonntag auf Ostermontag, trotz aller Haussuchungen am Ostersamstag.
Diese Verbreitung, die auf die betreffende Nacht im Deutschen Reich längst geplant war, wurde, wie im übrigen Deutschland so auch hier und in der Umgegend, trotz unseres gehabten Peches prompt durchgeführt.
Am Ostersamstagabend kam das kleine Häuflein der Treugebliebenen, es war noch ein kleines Häuflein, darunter sogar einige Neugeworbene, aber lauter richtige und tüchtige Proletarier, im Rauchklub zusammen, um die Situation zu besprechen.
Warum das Häuflein so klein war, hatte einesteils darin seinen Grund, daß viele, um den Polizeischikanen aus dem Wege zu gehen, sich zurückzogen und nicht mehr aktiv sich beteiligten; der andere Grund war aber auch der, daß wir auch hier, wie im übrigen Deutschland, Mostianer hatten, ältere Parteigenossen, die sich der Most’schen Richtung angeschlossen hatten und uns unter dem Sozialistengesetz sogar direkt bekämpften.
Es ist nötig, die Richtung, wenn auch kurz, so doch etwas näher zu schildern. Johann Most,[ws 2] ein begabter Feuerkopf, gelernter Buchbinder und Besitzer des Reichstagsmandats für Chemnitz, das er sich vor dem Schandgesetz erobert hatte, wurde durch die fortwährenden Schikanen der Reaktion
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Adolf Sabor (1841–1907)
- ↑ Johann Most (1846–1906)
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)