Familie umgesehen, sowie Frau und Kinder aufgemuntert hatten. Gleichzeitig kam auch wieder eine frohe Botschaft, Isak hatte die Kaution beisammen und bereits am gestrigen Nachmittag hatte er dem Untersuchungsrichter hievon Mitteilung gemacht.
Die Zeitungen, worunter die gefälschte Neckarzeitung, waren wieder pünktlich zur Stelle, ebenso Wein und genügend Proviant auf den ganzen Tag, so daß ich meiner Frau nebst den vielen Grüßen sagen ließ: „es sei des Guten zuviel, sie möchte künftig sparsamer sein.“
Nachdem gefrühstückt, ging es wieder an die Zeitungen, aus denen zu ersehen war, daß die Hetze gegen uns in alter Weise fortgesetzt wurde.
Unser Parteiblatt hieb natürlich diese Sauhirten, wie sie Bismark einst nannte, kräftig zusammen. Noch nicht fertig mit den Zeitungen, wurde ich schon vor den Untersuchungsrichter geführt.
Wie ich bereits früher bemerkte hieß der Herr Untersuchungsrichter Kegelmaier, der seinen Namen deshalb ganz mit Recht führte, weil er mit jedem kegelte, der halbwegs mit sich kegeln ließ. Jung und schneidig, ein richtiger Draufgänger, war der Herr, was ihm auch auf der Universität den Spitznamen – „der Stier von Uri“ – einbrachte.
Dieser schneidige Herr war mein Untersuchungsrichter. Er eröffnete mir zunächst, daß Herr Isak beantragt habe, mich gegen Kaution auf freien Fuß zu setzen, daß die Kaution bereits aufgebracht sei und fragte nach meinem Einverständnis, das ich selbstverständlich augenblicklich gab. Nachdem der Antrag auf Haftentlassung protokolliert
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)