„Später vielleicht, später vielleicht, sagen Sie, wie lange glauben Sie denn, daß man mich in diesem Pestraum festhält?“
„Das weiß ich nicht, doch glaube ich, daß es nicht so rasch gehen wird“, antwortete er.
„Schöne Aussichten“, polterte ich weiter, „so eine Schweinerei, sehen Sie sich einmal die Wände an, wie die aussehen zum Erbrechen, den Fußboden, kohlschwarz“.
„Ja, wie in einem Salon sieht es nicht aus, es ist auch keiner, sondern eben ein Untersuchungsarrest und bald ist auch große Reinigung, dann wird es besser“, damit verzog er sich mit seinen Helfershelfern.
Ich polterte und schimpfte weiter bis wieder Schloß und Riegel knarrten, diesmal aber nur an der ersten Tür, an der zweiten wurde nur ein kleiner, viereckiger Raum geöffnet und zwar so, daß der Verschluß nach außen gelegt wurde, so daß sich nach außen ein kleines Tischchen bildete, auf welches das Essen, jetzt das Nachtessen, gestellt wurde, bestehend aus etwa einem Liter Wassersuppe.
Der Insasse holte das Vorgesetzte in das innere der Zelle, wo dann die Mahlzeit begann. Bei uns waren zwei Portionen serviert, da wir ja zu zweit waren.
Während dieser zweite die beiden Schüsseln auf unsern Tisch stellte, betrachtete ich diese neue Ueberraschung und dachte dabei, schade, daß innen in der Zelle nicht noch ein Trog zum Hineinleeren des Essens angebracht ist, dann wäre die Einrichtung des Schweinestalls vollständig.
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)