mittels Flugblatt zu besorgen und dieser Weg wurde auch beschritten.
Die Abfassung war Kollektivarbeit, Isak machte den Entwurf, die Ausarbeitung besorgten er und ich, die Reinschrift er allein. Es trug den Titel „Trau, schau wem?“[ws 1] und wurde von mir als Verantwortlicher gezeichnet.
In Kürze wurde darin geschildert, wer Hödel und Nobiling waren, daß sie mit uns absolut nichts zu tun, ja sogar unsere Gegner seien, unsere Forderungen und Bestrebungen dargelegt und der wahre Grund der Hetze aufgedeckt.
Sämtliche hiesigen Druckereien lehnten die Drucklegung ab aus Angst. So wurde das Flugblatt auswärts in unserer Parteidruckerei in 4000 Exemplaren hergestellt und in einer Kiste uns zugesandt.
Die Verbreitung war auf mittags 12 Uhr festgesetzt, vor jeder Fabrik sollte ein Genosse postiert werden um dies zu besorgen. Während ich um etwa halb 10 Uhr das Pflichtexemplar auf das Oberamt trug, besorgte Isak das Abzählen und Einpacken der Blätter in meiner Wohnung.
Unserem damaligen Oberamtmann, Regierungsrat M.,[ws 2] einem verknöcherten Bureaukraten, sträubten sich die Haare, als er das Flugblatt gelesen und er schnaubte mich an, „was, das wollen Sie verbreiten, das ist ja unerhört.“
„Gewiß, Herr Regierungsrat,“ entgegnete ich in aller Gemütsruhe, „wir müssen doch dieser unberechtigten Hetze entgegentreten und da bleibt uns kein anderer Weg, adje.“
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Trau! schau! wem?
- ↑ Karl Christian Meurer (1815–1892)
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)