gelangte. Ihr zu zeigen, daß die Begeisterung für unsere große Sache uns gewissermaßen spielend über die schwierigsten Situationen hinweghalf. Ihr zu zeigen, daß erst gesäet werden muß, bevor geerntet werden kann.
Die heutige Generation erntet einen Teil der Frucht, die in diesen 30 Jahren gesäet wurde. Diese Frucht besteht zunächst in den mächtigen gewerkschaftlichen Organisationen, die bewirken, daß der Einzelne nicht mehr der Willkür des profitwütigen, profithungrigen Unternehmertums schutzlos preisgegeben ist, daß die Länge der Arbeitszeit, die Höhe des Lohnes, nicht mehr von der Gnade des Unternehmertums, oder dessen schlechter Laune abhängig ist, sondern daß die Arbeiterorganisationen hier ein gewichtiges Wort mitreden.
Wenn die Arbeitszeit heute um zehn und mehr Stunden in der Woche gegen früher gekürzt wurde, wenn die Behandlung der Arbeiter gegen früher eine wesentlich bessere geworden ist, wenn trotzdem der Lohn nicht gefallen, sondern im allgemeinen gestiegen ist, so sind das alles Früchte der ausgestreuten Saat, Früchte der 30jährigen unablässigen Arbeit und Mühe.
Die Frucht besteht aber auch in der unüberwindlichen politischen Organisation, in der mächtigen sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Was verdankt unser arbeitendes Volk, unsere organisierten und unorganisierten Arbeiter, dieser einzigen, wirklichen Volkspartei?
Zunächst im Allgemeinen: Die nicht gering anzuschlagende politische Schulung weiter Volkskreise. Durch die unablässige Aufklärungsarbeit hat ein großer Teil des deutschen Volkes eine
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)