mehr, ob freiwillig oder gezwungen, lassen wir dahingestellt.
Als dann im Dezember 1903 die Gemeinderatswahl mit einem Sieg der Opposition endete, so daß künftig Volkspartei und Sozialdemokratie die Mehrheit im Gemeinderat hatten, wurde er vollends sterbenskrank und mußte einen sechsmonatlichen Erholungsurlaub antreten, der dann, wenn auch mit manchen Hindernissen, zu seiner Pensionierung führte.
So endete die Herrschaft eines Gewaltmenschen, den die Kurzsichtigkeit der Wähler auf einen Posten berufen, zu dem er sich, seiner ganzen Veranlagung nach, absolut nicht eignete, auf dem er aber nahezu 20 Jahre ein Gewalt- und Schreckensregiment führte, wodurch nicht nur Einzelne, die direkt davon Betroffenen, schwer geschädigt, teilweise sogar ruiniert, sondern auch das ganze Gemeinwesen in seiner Entwicklung gehemmt wurde.
Derselben Partei, die mit allen Mitteln seine Wahl auf diesen Posten zu verhindern suchte, der sozialdemokratischen, ist es zu verdanken, daß er denselben verließ.
Heute sitzt er in Stuttgart, verzehrt die 6000 Mk. jährliche Pension der Stadt Heilbronn und wird dick und fett dabei. Seine einzige Beschäftigung scheint in der Fortsetzung der auf der bekannten Badereise begonnenen Studien der weiblichen Schönheit zu bestehen. Man sieht ihn häufig in der Nähe des Bahnhofs, ganz versunken in diese Tätigkeit. Möge er, solange er lebt, niemals diese Studien beenden, er ist dann wenigstens beschäftigt und wird dadurch abgehalten, auf anderen Gebieten weiteres Unheil zu stiften.
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)