angefallenes Steinmaterial aufgehäuft. Die Menge, die vor den Hydrantenstrahlen in das Gäßchen flüchtete, benützte diese Steine und bombardierte in ihrer Wut die Spritzer sowohl, wie die Kegelmaieranhänger und den „Ratskeller“. Genosse Sch., der das Steinwerfen verhindern wollte, erhielt mehrere Steinwürfe an den Kopf.
Dies in Kürze die Vorgänge während meiner Abwesenheit.
Eilig begaben wir uns wieder auf den in der Nähe liegenden Marktplatz. Unheimlich klang das Toben und Brüllen der erregten und erbitterten Menge von der Ferne. Unser Kandidat stürmte sofort die Rathaustreppe hinauf und richtete abermals einen Appell an die Anwesenden. Dann gings wieder herunter auf den Marktplatz, wo der anwesende Oberamtmann, der die Aufruhrakte verlesen hatte, ersucht wurde, dafür zu sorgen, daß das Spritzen sofort eingestellt werde, was denn auch auf seinen Befehl hin geschah.
Nun ging es hinein in die überfüllte „Rose“. Das Billard wurde kurzer Hand als Rednertribüne benützt und in flammenden Worten den Anwesenden nahe gelegt, daß ihr weiteres Verbleiben nur Unglück über sie und ihre Familien bringen werde, das Militär sei bereits im Anmarsch und sie möchten nicht Gelegenheit dazu bieten, daß die Flinte schieße und der Säbel haue. „Wer berechtigten Anspruch auf den Ehrennamen Sozialdemokrat mache, verlasse sofort durch die hintere Tür die „Rose“ und begebe sich, ohne den Marktplatz nochmals zu berühren, ungesäumt nach Hause“, so schloß unser Redner.
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)