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Seite:Gustav Kittler Erinnerungen 1910.pdf/122

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So wuchs sich dieser ehemalige Schützling unseres Landesvorstands immer mehr zum Prachtexemplar aus. Schwamm darüber.

Unser Parteisenior zog sich in Folge dieser Vorgänge längere Zeit von der Parteitätigkeit zurück, wurde passiv und nahm die frühere Tätigkeit erst nach wiederholtem Ersuchen der Parteigenossen wieder auf.

Auf die Landtagswahlen von 1895 folgten 1898 die Reichstagswahlen. Schon das Jahr vorher hatten wir dazu benützt, um in einer Reihe von Orten unseres Wahlkreises, in denen wir noch keine Versammlungen abgehalten hatten, das Versäumte nachzuholen.

In allen Versammlungen trat unser Gemeinderat, der auf dringenden Wunsch der Genossen wieder die Reichstagskandidatur angenommen hatte, als Redner auf, um so nach und nach bei sämtlichen Wählern unseres Wahlkreises persönlich bekannt zu werden. Dadurch hatten wir bei Beginn des Wahlkampfes tatsächlich schon ein schönes Stück Wahlarbeit im Voraus geleistet.

Im Wahlkampf selbst richteten wir unser Hauptaugenmerk darauf, in die Stichwahl zu kommen.

In Betracht kamen als ernstliche Kandidaten zunächst der volksparteiliche, dann kein Geringerer als unser Kegelmaier, der, nachdem ihm die Pforten des Halbmondsaales verschlossen blieben, sich selbst als Reichstagskandidaten aufstellte, gegen den Willen der Deutschen Partei, wie man aus deren Leiborgan, der „Neckarzeitung“ erfuhr. Vergeblich waren alle Bemühungen dieser Partei, Kegelmaier zum Niederlegen der Kandidatur zu bewegen, ja selbst Drohungen fruchteten nicht bei ihm.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)