Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3 | |
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in dem großen Kampf zwischen Kirche und Staat, der unter Kaiser Heinrich IV. begann, recht ernstlich betheiligt.
In hohem Alter, im Jahre 1100 unternahm er einen Zug nach Jerusalem. Auf der Rückreise starb er auf der Insel Cypern. Acht Jahre später wurden seine Gebeine in der Familiengruft der Klosterkirche zu Weingarten beigesetzt. Er vergrößerte seine schwäbischen Besitzungen, so daß sie vom Bodensee durch Schwaben bis an den Kochergau reichten. Als Herzog in Bayern machte er sich und seine schwäbischen Erblande während des Kampfes mit den Hohenstaufen von der Herrschaft der alemannischen Herzoge frei und besaß diese nebst Bayern als eine dem Kaiser allein und unmittelbar unterworfene Herrschaft. Bemerkt muß noch werden, daß Welf IV. der Vollender des Stifts Weingarten war.
Von den beiden Söhnen des letztgenannten Grafen starb Welf V. früh und Heinrich der Schwarze vereinigte alle welfischen Besitzungen unter sich. Eine seiner Töchter, Judith, vermählte sich mit Friedrich von Staufen, Herzog in Schwaben, und war die Mutter Kaiser Friedrichs I. Trotzdem schlug sich aber Heinrich der Schwarze auf die Seite derer, die Lothar zum Kaiser erwählten; dieser aber verlobte seine einzige Tochter, Gertrud, mit Heinrichs gleichnamigem Sohne, Heinrich dem Stolzen, und eröffnete so dem Welfenstamm die wohl schon lang genährte Hoffnung auf die Königskrone. Das Glück entschied für den Hohenstaufen Konrad III. Zwölf Jahre lang führte nun Welf VI. den Krieg gegen den Kaiser mit Muth und Ausdauer. Dadurch wurde der Same zu dem tödtlichen Hasse beider Häuser ausgestreut. Die Namen Welfen und Gibellinen wurden wurden als Parteinamen
Johann Philipp Glökler: Land und Leute Württembergs, Band 3. Stuttgart: C. Cammerer, 1863, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gloekler_Land_und_Leute_Bd3.djvu/400&oldid=- (Version vom 1.8.2018)