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Seite:Geschichte von Berthelsdorf.pdf/54

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wurden, bemerkte man an der Mauer und der untersten Kalkschicht (der Kalk hatte eine röthliche Färbung) Brandspuren. Da man nun nicht die geringste Spur findet, daß sie seit länger als dreihundert Jahren durch Feuer verwüstet worden sei, so ist daher wohl mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sie die Hussiten, welche damals in Reichenbach und Bernstadt wütheten und auch die Strawalder und Kemnitzer Kirchen verwüstet haben sollen, ebenfalls nicht werden verschont haben.

Beim Wiederaufbau wurde also das alte Mauerwerk wieder benutzt und mit dem Aeußern der Kirche, welche damals fast nur die Hälfte ihrer jetzigen Größe hatte, scheint bis 1724 keine wesentliche Veränderung vorgenommen worden zu sein. Um diese Zeit aber machte sich eine Vergrößerung dringend nöthig. Theils waren durch die Gründung Herrnhuts der Zuhörer schon mehr geworden, theils besuchten sehr Viele aus der Umgegend die hiesige Kirche, um die Predigten des damaligen Pastors Rothe, der ein ausgezeichneter Kanzelredner war, zu hören. In den Gedenktagen der erneuerten Brüderkirche, pag. 95, steht darüber Folgendes: „Am 2. Juli[1], dem Feste der Heimsuchung Maria, Vormittags, predigte M. Schwedler in der Kirche zu Berthelsdorf. Weil aber so viel Menschen zugegen waren, daß ihrer mehr als tausend außer der Kirche bleiben mußten, predigte Herr Rothe zu gleicher Zeit auf dem Kirchhofe in großer Kraft.“

Der Graf von Zinzendorf, als Kirchenpatron, und die Kirchenvorsteher schlossen wegen der Erweiterung der Kirche, den 12. Juni 1724, mit dem Maurermeister Johann Caspar Becker in Görlitz einen Contract ab: daß er auf der östlichen Seite der Kirche bis Michaelis eine mit dem noch stehenden Theile der Kirche gleich hohe Mauer, 17 Ellen lang, 21½ Elle breit und 5/4 Ellen dick, aufführe, welche bis an’s Dach ein tüchtiges Gewölbe zu tragen vermöge und zwei einander gegenüberstehende Eingänge, wie auch eine steinerne Treppe auf die herrschaftliche Loge, welche neun Ellen herausgerückt werden solle, mit einer unter letzterer befindlichen Sacristei von gleicher Weite, herstelle. Außerdem sollte er noch auf jeder Seite der Orgel zwei Fenster durchbrechen, fünf Fenster an den Seiten der Kirche und zwei


  1. 1727, also schon nach Erweiterung der Kirche.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)