Den 26. Jul. 1756. erschienen bey der Kanzley zu B* Wolfgang Blincknecker aus Auroli-Münster, dann Klaus Baartbauer und Paulus Huber aus Markried in Bayern, mit dem Vorgeben, sie hätten vernommen: vor ohngefähr 200 Jahren wäre ein Officier, Raitinger mit Nahmen, im Durchzug dahier verstorben, und hätte das bey sich gehabte Geld daselbst hinterlassen, da nun sie drey von dieses Raitingers Freundschaft abstammten, so wollten sie sich erkundigen, ob und was an der Sache wäre. Der Grund ihres Vorgebens beruhte allein darauf: daß Blincknecker solches von seiner Mutter, einer Frau von 82 Jahren, diese aber von ihrer Mutter gehört hätte. Von Seiten der Kanzley wußte man weder von einem verstorbenen und daselbst begrabenen Officier, der über dieß ein General gewesen seyn sollte, noch von einer hinterlegten Erbschaft etwas. Was war also natürlicher, als diese Leute zu belehren, daß ein Irrlicht von falscher Sage sie auf diesen Fehlgang geleitet habe; auf ihr Andringen wurde ihnen
Anonym: Geschichte eines sonderbaren Erbschaftsgesuchs bey einer Fränkischen Gerichtsstelle in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 696. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_eines_sonderbaren_Erbschaftsgesuchs_bey_einer_Fr%C3%A4nkischen_Gerichtsstelle.pdf/1&oldid=- (Version vom 20.8.2021)