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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 05.djvu/030

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ihm die gewünschten Bücher nicht billiger verkaufen könne, da sie ihm, dem Aldus, nur in Gemeinschaft mit verschiedenen andern Personen gehörten, weshalb er ihn bitte, einige ihm allein gehörige Bücher als Geschenk anzunehmen.[1] Aldus bezeichnet übrigens einige seiner Verlagsartikel als Ex Aldi Neoacademia hervorgegangen, deren Mitglieder also an den Ausgaben und Einnahmen beteiligt gewesen sein dürften. Auch in seinem zweiten Briefe an Reuchlin vom 23. Dezember 1502 spricht er von „unserer Gesellschaft“, deren Verlag nicht billiger verkauft werden könne, als er, Aldus, angegeben, und in der Vorrede zum Origenes wird 1503 ausdrücklich bemerkt, daß Aldus zwar den Text besorgt und gedruckt habe, allein nicht der Verleger sei.[2] Aldus war eben nicht reich, auch würden die Mittel eines einzigen, selbst des reichsten Mannes nicht ausgereicht haben, eine solche stattliche Reihe umfangreicher und kostbar herzustellender klassischer Werke in verhältnismäßig so kurzer Zeit auf den Markt zu bringen.

Selbst Anton Koberger in Nürnberg verlegte einzelne teuere Werke nicht immer mit eigenen Mitteln, sondern druckte sie nur auf Kosten von privaten Bestellern. So gab er z. B. 1492 die berühmte Schedelsche Chronik „auf Anregen und Begern der ehrbarn und weysen Sebaldi Schreyer und Sebastian Camermaister“ heraus. Der Vertrag zwischen ihnen und Koberger hat sich zwar nicht erhalten, indessen ist der wesentliche Inhalt des Übereinkommens auf die Nachwelt gekommen und gestattet einen klaren Einblick in die Natur des Verhältnisses. Es vereinigten sich also am 29. Dezember 1491 in Nürnberg die Künstler Michael Wohlgemut und Wilhelm Pleydenwurf einerseits, welche Zeichnung und Ausführung der Holzschnitte innerhalb zweier Jahre, vom Tage des Vertragsabschlusses ab gerechnet, herstellen mußten, und die Kapitalisten Sebald Schreyer und Sebastian Camermaister andererseits, welche das Geld für sämtliche Herstellungskosten einzuschießen hatten, zur Herausgabe der Schedelschen „Weltchronik“ in lateinischer und deutscher Sprache, mit gemalten und ungemalten Holzschnitten. Schedel lieferte den lateinischen Text; der Schreiber Alt aber übersetzte ihn gegen Honorar ins Deutsche, Koberger endlich besorgte den Druck. Von Schedels und Kobergers Anteil am Gewinn wird im vorliegenden Vertrage nichts gesagt. Dieser Punkt wird wohl näher in einem Separatabkommen bestimmt worden sein, denn wie sich mit Recht annehmen läßt, daß Schedel


Fußnoten

  1. Didot, F., Alde Manuce. S. 233 u. 238.
  2. Daselbst S. 258.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/030&oldid=- (Version vom 1.8.2018)