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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 04.djvu/026

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Dem Drucker oder – falls nicht beide eine Person waren – dem Verleger genügte nicht die Nennung seiner Firma, selten auch die Beifügung eines Monogramms oder einer Hausmarke: dem Geiste der Zeit gemäß schmückte er die Erzeugnisse seiner Pressen mit einem Geschäftswappen, welches zugleich ein Kunstwerk und ein Symbol sein, womöglich auch ein redendes Wappen vorstellen mußte. Ohne Zweifel wurden die gelehrten Geschäftsfreunde bei der Wahl eines bedeutungsvollen Bildes und Motto’s zu Rate gezogen, die Ausführung, wie sich häufig nachweisen läßt, oft den bedeutendsten Künstlern übertragen; und zwar ließen manche Drucker sich immer neue Signete componieren, wenn auch gewöhnlich mit Beibehaltung der Symbole und Devisen. Es existieren eine Reihe von Signeten von der Hand Hans Holbeins[1], zumal aus der Zeit seines Aufenthalts in Basel (1515 bis 1526), in welcher er überhaupt die Buchdruckerkunst mit einer Fülle von herrlichen Illustrationen (zur Bibel, zum freiburger Stadtrecht u. s. w.), Titelblättern, Umrahmungen, Initialen u. s. w. beschenkte; ferner dergleichen Arbeiten Lukas Cranachs, Jobst Ammans, Tobias Stimmers u. a., und noch andere Druckerzeichen lassen uns lebhaft bedauern, daß die Meister sich nicht genannt haben.

Sowohl den Signeten, wie den Ex-libris ist erst in neuerer Zeit größere Aufmerksamkeit zugewendet worden; während aber die Bibliothekzeichen – Familienwappen oder Symbole mit einer Devise oder dem Namen des Besitzers der Bibliothek, zuerst in Italien und Deutschland und zwar anfänglich sogar als Handzeichnungen und Malereien, seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch in Frankreich im Gebrauch[2] – zumeist nur eine Spezialität gewisser Sammler bilden, werden die Signete als Dokumente zur Geschichte der Litteratur, der Kunst, des Buchdrucks und des Buchhandels auch öffentlichen Sammlungen eingereiht und publiziert. Sie machen alle Wandlungen des Stils und Geschmacks mit, erscheinen zuerst gewöhnlich als einfache Schilde, Tafeln oder Wappenbilder, häufig Metallschnitte, auch mit geschrotenem Grunde, Schrift und Ornament noch gotisch, werden zu immer reichern Kompositionen im Geist und Geschmack der Renaissance, und kommen in der Hochrenaissance kaum ohne pompöse architektonische Umrahmungen vor.

Als das früheste Signet muß wohl das von Fust und Schöffer angenommene Druckerzeichen angesehen werden: zwei durch eine Schnur


Fußnoten

  1. Woltmann, Holbein und seine Zeit. 2. Aufl. I, 201 fg. II, 195–198. 213. 221.
  2. (A. Perraud-Maynand,) Les Ex-libris français. Paris 1874. – F. de Chanteau, Étude sur une collection d’ex-libris. Bar-le-Duc 1884. In Lempertz’ Bilderheften ist eine Anzahl deutscher Ex-libris, z. B. von Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen und dessen Gemahlin, von Pirckheimer, Joh. Eck, Wolfgang Lazius etc. reproduziert.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/026&oldid=- (Version vom 1.8.2018)