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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 03.djvu/018

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Ciceronianischer Schriften (wie die Bücher vom Redner, von den Pflichten, der Freundschaft, dem Alter, Tusculanen), als auch des Florus, des „Speculum Humanae Vitae“ u. s. w. Im ganzen belief sich die Zahl der von diesen drei Deutschen in der Sorbonne hergestellten Drucke auf etwa 22. Gering und Genossen waren durch Heynlein und Fichet sehr gut beraten, weshalb sie auch mit großem Gewinn und Erfolg arbeiteten.

Gegen Ende 1472 oder zu Anfang 1473, als Bessarion eben gestorben war und Fichet und Heynlein Paris verlassen hatten, zogen die deutschen Drucker aus der Sorbonne aus und ließen sich in der Straße St. Jacques im Hause Ad solem aureum („Zur goldenen Sonne“, jetzt Nr. 70) nieder.[1] Hier fingen sie an, populäre Werke zu drucken, welche einen noch größern Absatz versprachen, wie die „Legenda aurea“, die „Exempla Sacrae Scripturae“; 1476 verlegten sie auch eine lateinische Bibel. Bezeichnend für den damaligen Markt ist es, daß sie in der „Goldenen Sonne“ keinen Klassiker mehr druckten. Unter den 21 Werken, die hier vollendet wurden, nehmen lateinische, und unter ihnen vorzugsweise die für die Geistlichkeit bestimmten theologischen Glossen, Kommentare u. s. w., den Hauptplatz ein. Gering und Genossen druckten eben rein geschäftsmäßig, was dem Geschmack der Zeit entsprach, anderwärts schon Beifall gefunden hatte, also Absatz und Gewinn verhieß. Kein einziges Buch in französischer Sprache ging aus ihrer Offizin hervor. Daß die drei Deutschen aber in Paris hochangesehene Leute waren, beweist der Umstand, daß sie im Februar 1475 in Frankreich kostenfrei naturalisiert wurden.

Gering scheint der jüngste und thätigste unter ihnen gewesen zu sein. Er war bis zu seinem am 23. August 1510 in Paris erfolgten Tode als Drucker thätig und starb als ein angesehener und reicher Mann, welcher namentlich der Sorbonne bedeutende Legate hinterließ. Freiburger und Kranz scheinen schon 1477 nach Deutschland zurückgekehrt zu sein oder sich ganz vom Geschäft zurückgezogen zu haben; wenigstens geschieht ihrer seit dem am 31. Oktober 1477 vollendeten Druck der Fastenreden des Leonhard von Udine keine weitere Erwähnung. So tragen die am 30. Januar 1478 erschienenen „Exempla Sacrae Scripturae“ nur noch den Namen von Ulrich Gering als Drucker.[2] Dieser associierte sich zunächst mit Georg Maynyal, mit welchem er am 29. April 1480 das


Fußnoten

  1. Daselbst S. 201.
  2. Didot a. a. O. S. 739.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/018&oldid=- (Version vom 1.8.2018)