Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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der Feinde an Ruhe für die Soldaten nicht zu denken sei. Der Donner der Geschütze begann aufs neue, und die Feuersbrunst, die durch Hineinwerfen von Lunten entstanden war, griff immer mehr um sich. Die unsrigen rückten ein und es entspann sich ein verzweifelter Kampf mit dem Reste der bewaffneten Einwohner, die in der letzten Entscheidung den letzten Blutstropfen für ihre Freiheit einsetzten.
Nach der Eroberung fingen die Soldaten an durch Met und Bier ihre, durch Hunger und Durst, Hitze und Ermüdung erschlafften Kräfte wieder aufzufrischen. Sie genossen jedoch nur bis Sonnenuntergang der Erholung. Der Feldherr, um längere Verzögerung und Untätigkeit zu verhüten, führte die Soldaten zu dem Geschütz zurück, wo der König mit geringer Bedeckung hielt. Das Geschütz der Feinde ward zusammengebracht und mit fortgeführt. Blankenburg erhielt den Befehl, über den Zug zu wachen, bis ein Lager aufgeschlagen und die Geschosse in Ordnung gebracht waren. An einem Tage war eine dreifache blutige und entscheidende Schlacht geschlagen worden. Die Reiterei hatte mit der größten Ausdauer 24 Stunden lang Hunger und Durst ertragen. Ein Reiter von der königlichen Leibwache sank vor Erschöpfung vom Pferde und gab augenblicklich seinen Geist auf. Am Abend vorher, ungefähr um die vierte Stunde brachen sie von Meldorf auf, brachten die ganze darauf folgende Nacht auf dem Marsche zu und kamen erst mit Sonnenuntergang des anderen Tages zur Ruhe. Es erschien allen unbegreiflich, daß die Pferde den langen Marsch in der drückendsten Hitze der Hundstage ausgehalten hatten. Schon auf dem Marsche nach Heide hatte der König verlangt, den Reitern und Pferden eine Rast zu gönnen. Aber Johann Rantzau riet davon ab und meinte, daß der Feind keine Gelegenheit bekommen dürfte, sich zu sammeln. „Sollen wir,“ sagte er, „die Aussicht auf Erfolg uns entgehen lassen. Sollen wir Euch, allergnädigster König und Herr, infolge dieses Verzugs als Flüchtling aus dem Lande der fast besiegten Dithmarscher heimkehren sehen? Lieber wollte ich niemals die Stellung eines Feldherrn bekleidet haben, als bei einem so günstigen Siegeslauf die
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/090&oldid=- (Version vom 18.4.2023)