Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Schmach die Schuld, die Ihr beim Marsch auf Euch geladen habt, vergrößern? Seid eingedenk Eurer Ehre und Würde. Steht und wendet Euch gegen die die halb vernichteten Feinde, wenn Ihr das Andenken Eurer früheren Feigheit durch Tapferkeit zu verwischen wünscht. Vorwärts, ich verspreche Euch, zu vergessen, was Ihr in der vorigen Nacht verbrochen habt!“ Er konnte sie aber dennoch kaum bewegen, dem Feinde standzuhalten. Er selbst spornte sein Pferd von neuem, durchbrach die feindlichen Reihen und verwundete mit einem Wurfgeschosse einen der Verwegensten unter den Bauern. Der Dithmarscher, die Wunde nicht achtend, wandte sich gegen den Herzog und brachte ihm mit der sogenannten „Alaparde“ eine schwere Wunde an der Schulter bei. Der Herzog hatte seine Rüstung abgelegt, da der Tag heiß war und der Marsch, um dem fliehenden Feinde zuvorzukommen, die ganze Nacht gedauert hatte. Die Nacht vorher hatte er mit dem König gespielt und war von der durchwachten Nacht und von der Hitze und Anstrengung sehr ermüdet. Der Fürst hatte den Schlag, den der Dithmarscher gegen ihn führte, vorhergesehen und beugte seinen Kopf hinter den Hals seines Streitrosses. Hätte er sich nicht auf diese Weise zu schützen gesucht, würde er unfehlbar tödlich getroffen worden sein. Als er die Wunde fühlte, bat er die Seinigen, ihn so unauffällig wie möglich aus dem Schlachtgetümmel zu führen, damit seine Soldaten keinen Grund zur Furcht und Bestürzung hätten. Auf einem leichten Dreigespann wurde der Herzog aus der Schlacht geführt und die Wunde in einem Dorfe jenseits des Flusses von einem Chirurgen verbunden. Der Vorfall entmutigte die Soldaten nicht, sondern spornte sie vielmehr zur Entschlossenheit an, obwohl sie durch den beständigen Marsch und die starke Hitze des Tages sehr ermüdet waren. Ein allgemeiner Sturm begann und die Feinde wichen mehr und mehr zurück. Ungefähr 300, von den andrängenden Truppen immer mehr in die Enge getrieben, wagten es noch, Widerstand zu leisten. Nach mehreren vergeblichen Angriffen bahnte ein entschlossener Soldat auf einem zweirädrigen, mit Ochsen bespannten Wagen, sich einen Weg durch die Haufen, indem er mit seinem
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/088&oldid=- (Version vom 17.4.2023)