Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Straßen und Häuser füllten sich mit Leichen. Auch die Frauen schonte man nicht. Manche fielen den Soldaten zum Opfer, manche wurden als Gefangene aus der Stadt geführt. Während des Blutbades wurde es nämlich ruchbar, daß sich auch Frauen unter die Verteidiger gemischt hatten. Eine Frau soll sogar zwei Soldaten hintereinander mit dem Schwert erschlagen haben. So überwand die Liebe zur Freiheit und zum Vaterlande sogar die dem weiblichen Geschlechte angeborene Weichheit und Schüchternheit. Es fielen bei der Bestürmung von den Dithmarschern ungefähr 400. Auf der andern Seite betrug die Zahl der in der Schlacht Getöteten und später an den Wunden Gestorbenen gegen 100, unter ihnen der dänische Obrist Johann Strugmann. Auch erlag seinen Wunden, wie schon erwähnt wurde, Wolfgang Schonwesius, ein Mann, ebenso hervorragend als Mensch wie als Feldherr. Ferner der Fahnenträger in Daniel Rantzaus Schar. Wenn beim Anrücken der einen Abteilung nicht gezögert worden, sondern der Sturm von drei Seiten zu gleicher Zeit vor sich gegangen wäre, so würde den Bauern kein Ausweg zum Entkommen geblieben sein. Alle, die sich in der Stadt aufhielten, wären den unsrigen in die Hände gefallen. Allein, da die Reiterei auf der einen Seite zurückgeworfen wurde, entkamen sie in der Richtung, in welcher der Graf von Oldenburg mit seinem Heere heranzog. Ungefähr neun Fähnlein stark, zwanzig Stück grobes Geschütz mit sich führend, gingen sie gerade dem Heere des Grafen entgegen. Die Reiterei machte einen Angriff auf sie und Moritz Rantzaus Schar hieb gegen 300 von ihnen nieder, wobei er 25 Kanonen, eine große Menge Pulvers und einige Fahnen erbeutete.
So wurde am 30. Juni, um die elfte Vormittagsstunde, Meldorf erstürmt und eingenommen, seine Besatzung teils getötet und teils gefangen genommen. Die Soldaten blieben zunächst in der Stadt kampfbereit stehen, da das Gerücht verbreitet wurde, daß die Feinde sich an einem kleinen Flusse vor der Stadt zusammengezogen hätten. Als aber der Haufe durch die Reiterei auseinandergesprengt worden war, gestattete man den Soldaten, auf Plünderung auszugehen. Sie verließen gegen
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/076&oldid=- (Version vom 17.4.2023)