Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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gemacht waren, dem Andrang der großen Truppenmassen vermochten sie nicht zu widerstehen. Beiläufig erfuhr man, daß mehrere Wagen mit Kriegsgerätschaften und Munition ins Innere gebracht worden waren. Heinrich und Moritz Rantzau ließen deshalb Wurfmaschinen auf die benachbarten Hügel bringen und beschossen die Feinde im Rücken, jedoch ohne Erfolg. Nun drangen von der anderen Seite die Bauern in 10 Abteilungen mit kleinen Kanonen vor, aber auch ihre Angriffe blieben erfolglos. Offiziere und Soldaten des königlichen Heeres warteten voll Ungestüm auf das Zeichen, mit Sturm in die feindlichen Reihen einzudringen. Allein Johann Rantzau trug Bedenken, ohne Einwilligung der Fürsten die offene Feldschlacht zu wagen. Der Feldherr, ein Mann von den ausgebreitetsten militärischen Kenntnissen und Erfahrungen, kannte wohl den Charakter der Söldner, bei denen Mut und Begeisterung mit dem ersten Angriff erlischt. Deshalb beschloß er, die Soldaten in einem schwierigen Unternehmen auf die Probe zu stellen. Er brach von der Thielenburg nach Hamme auf, einem stark befestigten Platze, der den Eingangspunkt in die Marsch bildet. Hier unterlag einst Herzog Gerhard von Schleswig dem tapferen Widerstande der Bauern. Bei Annäherung der Bundestruppen versandten die Dithmarscher einen Regen von Pfeilen und Geschossen auf die Feinde, ohne ihnen jedoch erheblichen Schaden zuzufügen. Nachdem ein dem Geschütz unmittelbar ausgesetztes Dorf eingeäschert war, zogen sie sich in ihr Lager zurück. Zur Auskundschaftung der Befestigungswerke und der nächsten Umgegend bediente man sich eines Dithmarschers namens Splittering. Er war vor sechs Jahren wegen Wilddiebereien im Holsteinischen ergriffen und in Gefangenschaft gewesen. Am folgenden Tage rekognoszierte man in der Gegend von Meldorf. Wegweiser waren ein Holsteiner, der in der Nähe der Stadt gewohnt und beim Ausbruch des Krieges in verstellter Flucht auf einem Lehmkarren sich fortbegeben hatte, und der Dithmarscher Barthold Peters. Dieser war aus seinem Vaterlande verbannt, weil er in einem Erbschaftsstreit mit seinen Landsleuten an das Reichskammergericht appelliert hatte, als er sich durch einen unbilligen
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/069&oldid=- (Version vom 17.4.2023)