Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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an den Hof Kaiser Karls V., wo er sich in der höchsten menschlichen Gesellschaft und sozusagen im Angesichte des ganzen Erdkreises befand. Da der Kaiser bald seine kriegerische Tüchtigkeit und Brauchbarkeit erkannte, wählte er ihn zum ständigen Begleiter auf seinen Feldzügen. Adolf suchte sich überall die Herzen der Soldaten zu gewinnen. Durch reichliche Geschenke verpflichtete er sich besonders die Obersten, die nicht in schimpflich schmutzigen Gewinn durch Unterschlagung des den Soldaten zukommenden Soldes, sondern in wahres Lob den Lohn des Kriegsdienstes setzten, so daß er immer, wenn er es verlangte und bedurfte, ihrer Hilfe versichert sein durfte. Mit Ungeduld hatte er schon lange den Augenblick ersehnt, wo er den Dithmarschern die Schmach vergelten könnte. Mancher Plan wurde von ihm entworfen und mit wachsamem Auge wartete er auf eine günstige Gelegenheit, seine Entschlüsse zur Ausführung zu bringen. Eine solche Gelegenheit schien sich ihm auch endlich zu bieten. Nach der Belagerung von Metz entließ Karl V. einige Truppen, die sich unter dem Oberbefehle von Georg von Halle und Hildemar von Münchhausen ins Bremer Land begaben. Mit diesen erwog Adolf den Plan zum Kriege. Jedoch König Christian von Dänemark, ein frommer und friedliebender Fürst, stand, solange er lebte, den Versuchen seines Bruders hartnäckig entgegen. Sein vorgerücktes Alter und ein sehr wachsames Gewissen hatten eine große Scheu vor dem Kriege in ihm erzeugt. Mit Vernachlässigung seiner weltlichen und politischen Angelegenheiten hatte er nur das Heil seiner Seele im Auge und konnte durch keine Vorstellung dahin gebracht werden, zu einem Rachezug gegen die Dithmarscher seine Zustimmung zu geben. Adolf war unwillig über das Zögern seines königlichen Bruders, der, im Grunde genommen, den Bauern nicht weniger zürnte als er. Denn oft genug hatte König Christian im Kreise seiner Vertrauten das trotzige Bauernvolk verwünscht, doch sobald ihn der jugendlich ungestüme, tapfere Bruder bat, er möchte sich die Dithmarscher mit Gewalt unterwerfen, antwortete er: „Zwar verdienten sie harte Strafe, aber für ihn als Greis, der nicht auf Erweiterung seines Gebietes, sondern auf einen seligen Ausgang aus diesem Leben denken
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/048&oldid=- (Version vom 17.4.2023)